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Iran droht wegen Salman Rushdie der Buchmesse

Heute Redaktion
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Ginge es nach dem Iran, wäre Salman Rushdie schon seit über zwei Jahrzehnten tot. Damals verhängte Ayatollah Khomeini die Fatwa über ihn - die Aufforderung an alle Muslime, den Autoren umzubringen. Stattdessen ist Rushdie quicklebendig und Stargast auf der Frankfurter Buchmesse, die am Dienstag beginnt. Genug Grund für den Iran, gegen die Veranstaltung Sturm zu laufen.

 

In Frankfurt laufen die Vorbereitungen für die Frankfurter Buchmesse auf Hochtouren. Dieses Jahr besonders wichtig: Die Sicherheitsmaßnahmen, die für den Ehrengast aufgestockt werden. Zur Auftaktpressekonferenz am 13. Oktober ist der umstrittene indisch-britische Starautor Salman Rushdie eingeladen. Sofort kam es zu Protesten.

Religiöser Führer verhängt 1989 Todesurteil - bis heute nicht aufgehoben

1989 verhängte man im Iran über ihn die Fatwa. Wegen seines bis heute in vielen Staaten verbotenen Buches "Die satanischen Verse" musste Rushdie jahrelang untertauchen und im Geheimen leben. Ayatollah Khomeini verlangte damals wegen angeblicher Gotteslästerung die Tötung des Autors. Das religiöse Urteil ist bis heute unter Muslimen umstritten. Trotzdem kommt es immer wieder zu Protesten, sobald Rushdie öffentlich auftritt. Bis heute ist das Todesurteil nicht aufgehoben worden. Seit einigen Jahren zeigt sich Rushdie trotzdem wieder in der Öffentlichkeit. Die Jahre des ständigen Versteckens und der Angst hat Rushie in seiner Autobiografie "Joseph Anton" aufgearbeitet. 

Iran: Alle muslimischen Länder sollen Buchmesse boykottieren

Der Iran hat angekündigt, die Frankfurter Buchmesse zu boykottieren, sollten die Veranstalter ihre Meinung nicht ändern und Rushdie wieder ausladen. "Wir haben einen Protestbrief geschrieben und andere muslimische Länder aufgerufen, dem Beispiel zu folgen" so Vizekulturminister Abbas Salehi laut der amtlichen Nachrichtenagentur Isna. 

Veranstalter jucken Irans Drohungen nicht

Die Veranstalter in Frankfurt juckt die Reaktion des Iran herzlich wenig. Sie wüssten zwar von den Forderungen des muslimischen Landes, äußern sich aber nicht weiter dazu. Es schaut allerdings nicht so aus, als würden sie auf die Wünsche des Iran eingehen. Den Boykott des Iran kann die Buchmesse, wo seit Jahren die Ausstellungsfläche wegen des Andrangs knapp ist, offenbar verschmerzen. 

"Politischste Messe" trotzdem mit Highlights wie Bücher-Domino

Ehrengast-Land auf der Buchmesse ist 2015 Indonesien. Bis 18. Oktober sollen auf die "politischste Messe seit langem", wie sie Direktor Juergen Boos bezeichnet, 300.000 Besucher kommen. 4.000 Veranstaltungen sind geplant, 7.200 Aussteller präsentieren die neuesten Bücher. Das inoffizielle Motto lautet zwar "Mehr Messe, weniger Show", trotzdem wird es auch 2015 lustige Highlights wie den Weltrekordversuch im Bücher-Domino geben.

Für Aufregung und Kritik sorgte im Vorfeld die Ankündigung, dass Flüchtlinge gratis auf die Messe dürfen. 

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