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IS-Braut (19) soll britischen Pass abgeben

Shamima Begum, die am Wochenende in Syrien ein Kind geboren hat, will dieses in Großbritannien aufziehen. Das wollen die Briten verhindern.

Heute Redaktion
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Großbritannien will der jungen Britin Shamima Begum (19), die sich dem IS in Syrien angeschlossen hatte und nun zurück nach Hause will, die Staatsbürgerschaft entziehen. Die Familie von Shamima Begum sei "sehr enttäuscht über die Absicht des Innenministeriums, eine entsprechende Anweisung zu erteilen", teilte ein Anwalt der Familie, Tasnime Akunjee, am Dienstag auf Twitter mit.

Dem Nachrichtensender ITV News zufolge wurde Begums Mutter am Dienstag in einem Schreiben des Innenministeriums über die Pläne informiert. Sie sei darauf hingewiesen worden, dass die junge Frau Widerspruch einlegen könne. Laut Medienberichten geht die Regierung in London davon aus, dass Begum Anspruch auf die Staatsbürgerschaft Bangladeschs hat, da ihre Familie ursprünglich von dort stammt.

"Um dieses Land zu schützen", habe das Innenministerium die Befugnis, jemandem die britische Staatsbürgerschaft abzusprechen, wenn die Person nicht in die Staatenlosigkeit entlassen werde, zitierte die Nachrichtenagentur Press Association das Innenministerium. Zu Einzelfällen wolle dieses sich nicht äußern.

Begum will Mitgefühl von Behörden

Um Begum gibt es in Großbritannien seit Tagen eine heftige Debatte. Sie hatte vor vier Jahren Schlagzeilen in der britischen Presse gemacht, als sie als damals 15-Jährige mit zwei Freundinnen über die Türkei nach Syrien gereist war, um sich der IS-Miliz anzuschließen.

Am Wochenende brachte sie in einem kurdischen Gefangenenlager im Nordosten Syriens ein Kind zur Welt. Sie appellierte an die britischen Behörden, "Mitgefühl" zu zeigen und ihr zu erlauben, das Kind in Großbritannien aufzuziehen. Zugleich zeigte sie keinerlei Reue über ihre Entscheidung, sich dem Islamischen Staat (IS) angeschlossen zu haben.

Debatte über Umgang mit Dschihad-Rückkehrern

In einem Interview mit dem Sender BBC am Montag verglich sie den Anschlag auf die Manchester Arena mit Militärangriffen auf IS-Hochburgen. Der Anschlag sei eine "Vergeltungstat" gewesen. Am 22. Mai 2017 hatte sich ein Brite mit libyschen Wurzeln nach einem Popkonzert der US-Sängerin Ariana Grande in die Luft gesprengt. Er riss 22 Menschen mit in den Tod, darunter sieben Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

In Großbritannien löste der Fall Begum eine Debatte über den Umgang mit Dschihad-Rückkehrern aus. In Nordsyrien sind mehrere tausend ausländische IS-Kämpfer mit ihren Frauen und Kindern von den kurdischen Truppen festgenommen worden. Die IS-Anhänger stellen ihre Heimatländer vor ein Dilemma, da sie bei einer Rückkehr als unkalkulierbares Sicherheitsrisiko gelten, die Kurden sie langfristig aber nicht festhalten wollen oder können.

(bla/afp)