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IS: Deutschland warnt vor Kinder-Dschihadisten

Heute Redaktion
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Screenshot aus einem IS-Propagandafilm: Dieser soll den 12-jährigen Jojo zeigen, den Sohn von Sally Jones. Unbestätigten Berichten zufolge starb die Britin und IS-Ausbildnerin im Juni bei einem Drohnenangriff im irakisch-syrischen Grenzgebiet. Das Schicksal ihres Kindes ist unklar.
Screenshot aus einem IS-Propagandafilm: Dieser soll den 12-jährigen Jojo zeigen, den Sohn von Sally Jones. Unbestätigten Berichten zufolge starb die Britin und IS-Ausbildnerin im Juni bei einem Drohnenangriff im irakisch-syrischen Grenzgebiet. Das Schicksal ihres Kindes ist unklar.
Bild: Screenshot

Unter jenen 950 Islamisten, die aus Deutschland nach Syrien und Irak reisten, waren rund fünf Prozent Minderjährige. Kehren diese zurück, könnten sie zum Sicherheitsrisiko werden.

In Österreich und der Schweiz liefen dieses Jahr etliche bereits zahlreiche Strafverfahren gegen mutmaßliche Terroristen und Sympathisanten des Islamischen Staates (IS). Jetzt stellt sich auch Deutschland die Frage: Geht von den Kindern der in IS-Gebiete gereisten Deutschen nach ihrer Rückkehr ein Sicherheitsrisiko aus?

Ja, meint das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). So warnte Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maassen, dass eine "neue Dschihadistengeneration" heranwachsen könnte. "Dieses Risiko muss die Gesellschaft sehr genau im Blick haben."

Nach dem Zusammenbruch des vom IS errichteten "Kalifats" rechnet der Verfassungsschutz damit, dass auch vermehrt Frauen zusammen mit ihren Kindern aus den einstigen Dschihadistengebieten nach Deutschland und in andere europäische Länder zurückkehren. Die Kinder seien islamistisch indoktriniert worden und hätten in den Kampfgebieten nicht selten traumatische Gewalterfahrungen gemacht.

Selbst Kleinkinder als Henker

Dem Verfassungsschutz liegen IS-Propagandavideos vor, in denen sogar Kleinkinder bei Hinrichtungsszenen als Henker missbraucht werden.

"In der IS-Propaganda stehen Kinder für eine neue Generation von IS-Kämpfern, die als skrupellos und brutal dargestellt werden", erklärte Maassen. Der Verfassungsschutz sieht die Gefahr, dass in IS-Gebieten sozialisierte Kinder und Jugendliche in Deutschland in salafistische Milieus geraten und sich die Radikalisierung dort verstärken könnte.

Fünf Prozent der Ausgereisten waren minderjährig

Alleine aus Deutschland reisten in den vergangenen Jahren den Angaben zufolge 950 Islamisten in Richtung Syrien und Irak aus. Rund ein Drittel von ihnen sei inzwischen wieder zurückgekehrt. Laut Verfassungsschutz waren 20 Prozent der Ausgereisten Frauen, die teilweise mit ihren Kindern aufbrachen oder in den IS-Gebieten Nachwuchs bekommen haben könnten.

Rund fünf Prozent der Ausgereisten waren demnach minderjährig. Genaue Zahlen, wie viele Kinder und Jugendliche mit IS-Prägung zurückkehren könnten, liegen nicht vor.

Zahl gewaltbereiter Islamisten nimmt zu

Die Zahl gewaltbereiter Islamisten in Deutschland nimmt nach Angaben des Bundesverfassungsschutzes weiter zu. Aktuell würden 1.870 Menschen zum sogenannten islamistisch-terroristischen Personenpotenzial gezählt.

Außerdem gehen die Verfassungsschützer derzeit von 10.300 Salafisten aus. Salafisten sind Anhänger einer fundamentalistischen Strömung des Islam, die einen mit der westlichen Demokratie unvereinbaren Gottesstaat anstreben.

Die Sicherheitsbehörden sehen das von Salafisten verbreitete Gedankengut als Nährboden für eine islamistische Radikalisierung, die Anhänger zu Terroranschlägen oder zum Kampf für den IS in Syrien bewegen kann. (gux)