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IS-Henker: Strafzettel das einzig Schlechte am IS

Heute Redaktion
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In einem Interview zeigte einer der berüchtigsten IS-Henker keinerlei Reue. Er ist weiterhin für Sklaverei und würde alles wieder so machen, sagt er trotzig.

Der Brite El Shafee Elsheikh war einer der berüchtigsten Henker der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Er war Teil des Quartetts um den "Jihadi John" genannten Mohammed Emwazi. Die vier stets maskierten Henker, die wegen ihres britischen Akzents die "IS-Beatles" genannt wurden, köpften Gefangene vor laufender Kamera.

"Jihadi John" wurde inzwischen von einer US-Drohne getötet. Elsheikh sitzt zusammen mit einem weiteren "IS-Beatle" nun in einem kurdischen Terrorgefängnis. In einem aktuellen Interview zeigt er keinerlei Reue über seine grausamen Taten. Er befürwortet weiterhin die Versklavung von jesidischen Mädchen und Frauen und würde alles wieder so machen, meint er. Gleichzeitig fordert er für sich einen "fairen Prozess" in Großbritannien.

Die arabische Journalistin Jenan Moussa erhielt die Gelegenheit den einst gefürchteten Terror-Henker zu interviewen. In Gefangenschaft zeigt er sich weit bescheidener als in seinen IS-Tagen. Er vermeidet es, der Journalistin in die Augen zu schauen, seine Stimme ist meist leise und kleinlaut. Nur ab und zu, wenn Moussa ihn auf seine Heucheleien hinweist, wird er laut und verärgert.

Das einzig Schlechte am IS: "Strafzettel"

Er bereue keine seiner Taten, sagt er. Weder die Versklavung von Jesidinnen noch das Köpfen oder anderweitige Ermorden von Gefangenen, Geiseln und Journalisten. "Ich verurteile Sklaverei nicht", antwortet der Sohn sudanesischer Einwanderer und sagt außerdem: "Nur weil die USA entschieden haben, etwas abzuschaffen, heißt das nicht, dass jeder den USA hinterherlaufen und sagen muss, dass dies ein abscheulicher Akt sei."

Er zeigt sich nach wie vor von der islamistischen Terror-Ideologie des "Islamischen Staates" überzeugt. Als Moussa ihn fragt, ob es irgend einen Aspekt des Terror-Staates gebe, den er ablehne, antwortet Elsheikh sarkastisch: "Die Verkehrs-Strafzettel." Für die gebe es nämlich keine Grundlage im Koran.

Er köpfte Unschuldige, will aber selbst "fairen Prozess"

Als die Journalistin ihn auf den Spitznamen "Beatles" anspricht, der ihm und seinen drei Mordkomplizen verliehen wurde, meint er nur knapp: "Das würde John Lennon wohl nicht gefallen." Näheres zu seinen Taten und seinen Informationen über die Hintermänner des IS wollte der ehemalige IS-Schlächter nicht sagen. Er sei höchstens dazu bereit, wenn er nach Großbritannien zurückkehren dürfe, ließ er durchblicken. Immer wieder fordert er einen "fairen Prozess" für sich.

Als seine Interviewerin ihn darauf hinweist, dass seine Opfer keinen solchen "fairen Prozess" gehabt hatten und ihn fragt, wieso er für sich etwas anderes einfordere, als das, was der IS gemacht habe, wird er wirsch und weigert sich, darauf einzugehen.

Elsheikh wird aller Voraussicht nach wohl nicht nach Großbritannien zurückkehren. Die britische Staatsbürgerschaft wurde ihm aberkannt. So geht es vielen ausländischen Dschihadisten in Syrien und dem Irak. Das stellt die Kurden vor logistische Probleme, denn die Terrorgefängnisse sind voll von ihnen. Der Westen hat ein moralisches Dilemma, denn obwohl den Dschihadisten in Syrien und dem Irak wohl kaum ein fairer Prozess bevorsteht, wären sie im Westen ein Sicherheitsrisiko - besonders wenn sie wie Elsheikh ihre Taten nicht im geringsten bereuen.

(red)