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IS-Mädchen (16): War sie Terror-Scharfschützin?

Die Eltern sind erleichtert, dass ihre Tochter lebt. In Deutschland ist das Mädchen aber nicht willkommen.

Heute Redaktion
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"Ich will nur noch weg", soll Linda W. der "Süddeutschen Zeitung" gesagt haben. Letztes Jahr verließ sie ihr zu Hause und reiste mit gefälschten Papieren in die Türkei, um sich dem IS anzuschließen. Am 18. Juli stürmten irakische Soldaten einen Tunnel in Mossul und fanden dort 19 bewaffnete Mädchen, unter anderem Linda W., auf.

Derzeit sitzt Linda W. auf einer Krankenstation eines Militärkomplexes in Bagdad. Sie habe eine Schussverletzung am linken Knie, weshalb sie derzeit verarztet wird. Danach soll sie verhört werden. Das jesidische Parlament twitterte zuvor, dass es sich bei dem Mädchen um eine Scharfschützin handelte. Bislang wurde das noch nicht bestätigt.

Sie hat sich vor der Reise umbenannt

Linda W. soll erzählt haben, dass sie mit ihrem tschetschenischen Ehemann nach Mossul reiste, um zu kämpfen, bevor das irakische Militär sie fasste. Anfangs wussten sie nicht, dass es sich bei ihr um eine Deutsch handelte und sprachen sie deshalb auf arabisch an. Nun bestätigte das Ministerium aus Irak, dass es sich bei dem Mädchen tatsächlich um die vermisste Linda W. handelt.

Das Mädchen gesteht, dass sie bereits in Deutschland radikalisiert wurde. Dort soll sie auch ihren Namen in "Maria" geändert haben. Ihre Freunde berichteten bereits zuvor der Polizei, dass die Schülerin begonnen hat arabisch zu lernen und den Koran in die Schule mitnahm.

Linda zog freiwillig in den Krieg

Angeblich hätte sie im Internet einen Dschihadisten aus Tschetschenien kennengelernt, in den sie sich verliebt hatte. Sie wollte nach Syrien reisen, um ihn zu heiraten. Dieser sei von ukrainischen Soldaten getötet worden. Ob sie selbst in den Kampf zog ist bislang noch nicht klar.

Nun stellt sich auch die Frage, wie es mit Linda W. weitergehen soll. Falls sie im Irak bleibt und bewiesen wird, dass sie für den IS gekämpft hat, dann droht ihr die Todesstrafe. Der "Spiegel" berichtet, dass sich Deutschland wohl bemühen würde, eine Auslieferung des Mädchens auszuhandeln. Doch auch in ihrer Heimat ist das Mädchen nicht gerade willkommen. In Deutschland erwartet die 16-Jährige ein Verfahren wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Weiters wird befürchtet, dass sie nur zurückkehren will um neue Mädchen für den IS zu rekrutieren.

Anwohner sind nicht begeistert

Die Eltern von Linda seien aber auf jeden Fall erleichtert, dass sie überhaupt am Leben ist. Die Anwohner des Dorfes, in dem Lindas Familie lebt, sollen jedoch nicht besonders erfreut sein. Sie glauben nicht daran, dass sie von der IS-Ideologie abgetreten ist.

Linda selbst meint, dass sie endlich nach Hause will. Sie habe angeblich genug von den Waffen, dem Krieg und dem Lärm. (ds)