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Italiener attackieren Erntehelfer mit Steinen

In der süditalienischen Stadt ist es nach einem Corona-Ausbruch zu schweren Krawallen gekommen. Am Schluss musste die Armee eingreifen.

Roman Palman
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    Krawalle in Mondragone nach Corona-Ausbruch (25. Juni 2020)
    Krawalle in Mondragone nach Corona-Ausbruch (25. Juni 2020)
    picturedesk.com/AFP/Stringer

    Rund 700 Erntehelfer, die meisten von ihnen aus Bulgarien, dürfen seit Montag das Wohnviertel Palazzi ex Cirio in der Gemeinde Mondragone rund 40 Kilometer nordwestlich von Neapel nicht mehr verlassen. Wie die "Bild" berichtet, waren 43 von ihnen positiv auf das Coronavirus getestet worden.

    Das Viertel wurde daraufhin vom Regionalpräsident von Kampanien, Vincenzo De Luca, zur "zona rossa" (roten Zone) erklärt. Nun stehen Landarbeiter und Obdachlose in insgesamt fünf der dortigen Mietskasernen für 14 Tage unter Quarantäne. Die überfüllten Gebäude mit erbärmlichen Hygieneverhältnissen wurden von der Polizei abgeriegelt und umzäunt, Straßen gesperrt – scheinbar aber nur lückenhaft.

    Italienischen Medien zufolge, soll einigen Erntehelfern – darunter auch mit dem Virus infizierte Personen – die Flucht gelungen sein. Sie dürften aus Verzweiflung zurück zu ihren Arbeitgebern geflohen sein. Der Grund ist ein trauriger: Wenn die Tagelöhner nicht ständig weiter arbeiten, geht ihnen schnell das wenige Geld aus, das sie besitzen. Für zwei Wochen reicht das Ersparte bei den wenigsten aus.

    Armee bewacht Sperrzone durchgehend

    Innerhalb der roten Zone kam es in Folge zu Handgreiflichkeiten zwischen Einheimischen und ausländischen Erntehelfern, ein Kleintransporter wurde in Brand gesteckt, Scheiben eingeschlagen. Währenddessen hatte die Polizei alle Hände voll zu tun, um ein Eindringen der Anrainer von außen in das Sperrgebiert zu verhindern. Auf der anderen Seite des Zaunes demonstrierten laut "FAZ" die Bulgaren gegen die Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Von Balkonen wurden Stühle und andere Geschosse geworfen, in die Gegenrichtung flogen Steine.

    Am Freitagabend musste schließlich die Armee anrücken, um noch Herr der Lage zu werden. Seither unterstützen 50 Soldaten die Polizisten bei der Wahrung der Sperrzone und der Quarantäne.