Ja zu totalem Rauchverbot

Gesundheitslandesrätin Karin Scheele fordert Recht auf Freiheit vom blauen Qualm für Nichtraucher ein. Kriminalität: Grenzen zumachen ist keine Antwort, eine Lösung kann nur europäisch gegeben werden.

Heute: Raucher pochen gerne auf ihre persönliche Freiheit. Was antworten Sie darauf?

Scheele: Da muss man auch an die Freiheit der Nichtraucher denken - oder soll es individuelle Freiheit nur für eine einzige Gruppe geben? Wir haben hier großen Nachholbedarf in der Bewusstseinsbildung, wie gefährlich Rauchen wirklich ist, beispielsweise für werdende Mütter und ihre Kinder.

Also ein völliges Rauchverbot?

Ich möchte, dass die derzeitige Regelung umgesetzt wird. Ich persönlich würde mir ein gänzliches Rauchverbot in Restaurants wünschen. Oder wollen die Wirte die Kaufkraft der Nichtraucher nicht?

Thema Kriminalitätstourismus: Manche kritisieren, dass unsere Staatsgrenzen offen sind.

Die Diskussion gibt es schon länger als die Grenzöffnung selbst. Grenzen zumachen ist keine Antwort. Kriminelle werden sich an der Grenze kaum als solche deklarieren. Das ist ein Problem, das nur europäisch gelöst werden kann.

Apropos Europa: Sie sind vor etwas mehr als einem Jahr vom EU-Parlament nach St. Pölten gewechselt. Gab es beim Abschied von Brüssel Tränen?

Der Wechsel war stressig, für Tränen war keine Zeit. Der emotionale Abschied kam ein paar Monate später bei der EU-Wahl. Er hat sich mit Unmut über den nicht stattgefundenen Wahlkampf gemischt. Meine Partei hat Europa nicht als wichtig erachtet.

Gibt es Unterschiede im politischen Stil?

Die Konfliktkultur in Brüssel ist anders. Sachliche Kritik wird dort nicht so persönlich genommen. Auf EU-Ebene ist auch der Parlamentarismus lebhafter, weil dort niemand allein entscheiden kann. Man kann mit guten Argumenten Mehrheiten gewinnen. Wenn man aber nicht kämpfen muss,um einen Antrag durchzubringen, ist die Verlockung groß, sich der Diskussion nicht zu stellen. Diese Umstellung war für mich gewöhnungsbedürftig.

Emanuel Lampert