Niederösterreich

Jagdpächter warnt – immer mehr Hunde reißen Jungtiere

Die Zahl der Hunderisse nimmt im Waldgebiet von Mödling zu. Rehe werden zu Tode gehetzt oder gebissen. Jäger mahnen: "Nehmt eure Hunde an die Leine."

Tanja Horaczek
Große Sorge um die Wildtiere herrscht wegen freilaufender Hunde im Wald. v.l.: STR Leo Lindebner, Forst-Chefin Gorana Rampazzo-Todorovic, Herta und Günter Weinkopf, GR Doris Handler.
Große Sorge um die Wildtiere herrscht wegen freilaufender Hunde im Wald. v.l.: STR Leo Lindebner, Forst-Chefin Gorana Rampazzo-Todorovic, Herta und Günter Weinkopf, GR Doris Handler.
Stadtgemeinde Mödling/Boeger

Der beste Freund des Menschen, kann im Wald zum größten Feind der Wildtiere werden. Vor allem, wenn es sich um einen freilaufenden Hund handelt. Jetzt schlagen die Jagdpächter vom Waldgebiet Mödling Alarm.

Besonders Rehkitze sind stark gefährdet, dem Jagdtrieb frei laufender Hunde zum Opfer zu fallen. Mödlings Jagdpächter Günter Weinkopf ist seit mehr als 20 Jahren ein Kenner des Mödlinger Revieres. Die dramatische Entwicklung der letzten Zeit lässt ihn nun unmissverständlich Alarm schlagen.

Vier tote Rehkitze innerhalb von zehn Tagen

„Anfangs waren in meinem Revier rund fünf Hunderisse pro Jahr zu beklagen, diese Zahlen werden aber aktuell bei weitem übertroffen. So waren alleine in den letzten zehn Tagen vier zu Tode gehetzte oder gebissene Rehkitze zu verzeichnen, sechs Fälle von Fallwild sind es insgesamt im ersten Halbjahr. Sämtliche Kitzrisse finden dabei im niedrigen Teil des Revieres wie in der Nähe von Parkplätzen, Häusern, der Meiereiwiese, dem Johannessteig oder dem Biotop Prießnitztal statt“, berichtet Weinkopf von der dramatischen Verschärfung der Situation.

Wald ist vorrangig Lebensraum für Tiere

„Viele Menschen haben vergessen, dass der Wald in erste Linie Lebensraum und Rückzugsgebiet für sensible Wildtiere ist und kein Erlebnisspielplatz, der Tag und Nacht uneingeschränkt genützt werden kann“, ruft Forststadtrat Leopold Lindebner zur Rücksichtnahme auf.

Laut Jagdgesetzt gibt es im Forst zwar keinen Leinenzwang. Hundehalter sind jedoch verpflichtet, ihre Vierbeiner ständig unter Kontrolle zu haben. In der Praxis funktioniert das bei den wenigsten Hunden – schon gar nicht, wenn der Jagdtrieb durchbricht.

„Wenn man bedenkt, wie groß die Qualen für ein zu Tode gehetztes oder verbissenes Jungtier und damit auch der milchgebenden Muttertiere ohne ihr Jungtier sind, kann man die Sorglosigkeit so mancher Menschen einfach nicht mehr verstehen“, sagt Gemeinderätin Doris Handler.

Salonwiese und aufklärende Dogwatcher

Dabei hat Mödling in den vergangenen Jahren viel unternommen, um die gegenseitige Rücksichtnahme von Menschen mit und ohne Vierbeiner zu verbessern: So sind etwa die von Vizebürgermeisterin Franziska Olischer ins Leben gerufenen Mödlinger Dog- und Wastewatcher seit rund acht Jahren aufklärend unterwegs, haben zahlreiche Gespräche geführt und die Menschen um Rücksichtnahme ersucht. Zudem steht unterhalb der Meiereiwiese - die als deklarierte Futterwiese nicht betreten werden darf - die sogenannte Salonwiese als deklarierte Hunde-Spielwiese zur Verfügung.

„Leider gibt es immer wieder Menschen, die sich an keine Regeln halten wollen und damit auch die vielen rücksichtsvollen Hundehalterinnen und Hundehalter in Verruf bringen“, ist Lindebner verärgert.

Hunde ohne Begleitung 

Zur Verschärfung der Situation hat das verstärkte Besucheraufkommen im Stadtwald während Corona gesorgt, auch ein starker Zustrom aus den nahen Gebieten wie Baden oder Wien ist nach wie vor zu verzeichnen. Ganz zu schweigen von jenen Mitmenschen, die ihre Hunde quasi aus dem Auto scheuchen und ohne Kontrolle oder gar Begleitung zur Verrichtung ihrer Geschäfte in den Wald laufen lassen.

„Bitte nehmen Sie ihre Hunde auch im Wald an die Leine oder achten Sie darauf, den Hund mit seinem Jagdtrieb jederzeit unter Kontrolle zu halten. Sie retten damit vielen Rehkitzen und anderen Wildtieren das Leben“, appellierte Lindebner abschließend.