Österreich

Jahrelang Tausende Deutsch-Diplome gefälscht

Heute Redaktion
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Lange Zeit merkte niemand, dass sich bei den fragwürdigen Sprachinstituten um großangelegten Betrug handelte.
Lange Zeit merkte niemand, dass sich bei den fragwürdigen Sprachinstituten um großangelegten Betrug handelte.
Bild: iStock

Ein international agierendes Netzwerk verkaufte mehrere Jahre fingierte Deutsch-Diplome: Die Käufer, oftmals kaum der Sprache mächtig, wollten sich so eine Aufenthaltsgenehmigung erschleichen.

Bis zu 2.700 Euro mussten die Käufer für ein Sprach-Zertifikat zahlen, dass ihnen Deutsch-Kenntnisse auf Matura-Niveau attestieren sollte. Doch bei näherer Betrachtung kommt ein Großteil der Diplom-Besitzer nicht über das Volksschulwissen hinaus, so die Erkenntnisse aus den langjährigen Ermittlungen der Abteilung für Fremdenpolizei (AFA). 8.000 Anzeigen wurden erstattet, 3.000 Abnehmer wurden laut APA auch ausfindig gemacht.

International tätig und ertragreich

Zu den mutmaßlichen Tätern war neben nicht-lizenzierten Sprachinstituten eine ganze Reihe von zwielichtigen Prüfern, ein Rechtsanwalt und ein professioneller Zeugnisfälscher. Sie agierten überwiegend im Osten Österreichs, Deutschland und Bosnien. 25 Haupttäter sind mittlerweile ausgeforscht. Insgesamt erfolgten 33 Festnahmen, einige Täter wurden bereits verurteilt.

Nur um ein Beispiel zu nennen: Eine Frau betrieb nahe Wien eine Sprachschule – obwohl sie keine Genehmigung für eine Sprachschule vorweisen konnte. Nach mehreren Jahren erzielte die mittlerweile in U-Haft Sitzende Einnahmen von über 300.000 Euro.

Zahlen um bleiben zu dürfen

Im Fachjargon nennt sich der Verkauf von Sprach-Zertifikaten "kleine Schlepperei": Eine Dienstleistung, die nicht den Grenzübertritt zusichert, aber den Verbleib in einem Land. Etwa jede zweite der 8.000 Anzeigen ist ein Fall von "Kleiner Schlepperei". Da die meisten Abnehmer im Zuge des Erhalts dieses Diploms auch dazu berechtigt waren Sozialleistungen zu beziehen, stehen sie selbst wegen Sozialhilfebetrug vor Gericht. Ein Großteil der Abnehmer soll aus Ex-Jugoslawien und Albanien stammen.

Mangelnde Kontrollen

Die Qualität der Urkunden variierten von billigen Kopien bis zu fast perfekten Nachahmungen. Laut APA sollen manche Kopien so gut geworden sein, dass sie besser als die Originale waren. Der Grund, wieso diese illegale Geschäftspraktik trotz dieser Größendimensionen lange unerkannt blieb, soll laut Ermittlern an mangelnden Kontrollen durch die zuständigen Behörden gelegen haben.

(bai)