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USA schieben KZ-Wärter nach Deutschland ab

Jakiv Palij (94) flüchtete 1949 in die USA. Bei seiner Einreise log er, was seinen Beruf anging. Seit 2005 versuchte man ihn abzuschieben.

Heute Redaktion
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Der 94-Jährige arbeitete als KZ-Aufseher im Arbeitslager Trawniki.
Der 94-Jährige arbeitete als KZ-Aufseher im Arbeitslager Trawniki.
Bild: imago stock & people

Laut US-Ermittlern, soll der ehemalige KZ-Aufseher bei Morden an 7.000 Juden beteiligt gewesen sein. Er wurde im SS-Ausbildungslager in Trawniki eingesetzt, das im heutigen Polen liegt.

1949 flüchtete der 1923 im damaligen Polen geborene Ukrainer in die USA. Bei seiner Einreise gab er an ein einfacher Bauer gewesen zu sein. Acht Jahre später erhielt er die Staatsbürgerschaft. Er lebte in New York und bezog Sozialhilfe.

Abschiebung als Chef-Sache

"Um das Freiheitsversprechen zu wahren, das Holocaust-Opfern und ihren Familien gegeben wurde", habe Präsident Donald Trump die Abschiebung des heute 95-Jährigen zur Priorität gemacht, teilte das Weiße Haus heute mit. "Die Vereinigten Staaten werden niemanden tolerieren, der NS-Verbrechen und andere Menschenrechtsverstöße unterstützt hat, und diese Personen werden auf amerikanischem Boden keine Zuflucht finden", hieß es.

Druck aus den USA

Erst nach Jahrzehnten fand man heraus, dass Palij als KZ-Wärter gearbeitet hat und Mitglied der SS war. Die Staatsbürgerschaft wurde ihm sofort entzogen. Auch versuchte man den heute 94-Jährigen abzuschieben. Der Grund: In den USA konnte man Palij nicht für die Verbrechen im Weltkrieg verurteilen. Doch Deutschland und Polen wiesen jedes Gesuch ab.

In Berlin erklärte man die Verweigerung der Aufnahme so, dass Palij niemals deutscher Staatsbürger war. Außerdem gebe es keinen Haftbefehl gegen den Mann. Doch die USA wollte es nicht hinnehmen, dass der 94-Jährige sein Leben ohne Konsequenzen in New York verbringt. 2017 setzten der US-Justizminister und der Außenminister die Abschiebung durch. Am Montag soll die Maschine aus New Jersey gestartet, am Dienstagmorgen in Düsseldorf gelandet sein.

Womöglich kein Prozess

Palij beteuerte immer wieder nicht an den Ermordungen beteiligt gewesen zu sein. Er sei zur Arbeit im KZ gezwungen worden. "Sie haben mich geholt, als ich 18 wurde", erzählte er 2003 der New York Times. "Sie hätten mich und meine Familie getötet, wenn ich die Arbeit abgelehnt hätte."

Ob ihm in Deutschland der Prozess gemacht wird, ist unklar. "Die bloße Mitgliedschaft in der SS oder die Ausbildung in Trawniki sind als solche nach deutschem Recht nicht strafbar", sagte Oberstaatsanwalt Jens Rommel im Mai zu "Bild". Falls kein Verfahren eröffnet wird, kommt Palij in ein Pflegeheim.

(slo)

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