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Bülow besitzt Lindenbergs "Stellvertreter-Lizenz"

Heute Redaktion
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Ab Freitag ist Jan Bülow im Kinofilm "Lindenberg! Mach dein Ding" zu sehen. "Heute" bat den "jungen Lindenberg" vor Filmstart zum Interview.

Mit seinen 23 Jahren ist Bülow bereits ein wahrer Theater-Kapazunder: Nach seiner Ausbildung engagierte ihn das Schauspielhaus Zürich vom Fleck weg als festes Ensemble-Mitglied. Auf der Bühne brillierte er als "Hamlet" und glänzt neben der Theaterarbeit auch noch in TV-Produktionen ("Dogs of Berlin", Netflix) und auf der Leinwand. In seinem aktuellen Kinofilm schlüpft er in die Rolle des deutschen Musik-Poeten Udo Lindenberg.

Wie gut wussten Sie vor Beginn der Dreharbeiten zu "Lindenberg! Mach dein Ding" über Udo Lindenberg Bescheid?

Es gibt praktisch niemanden, der sagt, er kennt ihn nicht. Das sagt schon sehr viel über seine Bedeutung aus - kulturell, aber auch politisch. Weil er vor der Wende immer wieder forciert hat, im Osten zu spielen, war und ist er noch immer ein großes Ding. Das hallt natürlich bis in meine Generation nach.

Gab es auch private Berührungspunkte mit seiner Musik?

Ja, mein Vater hat immer wieder Schallplatten von Udo aufgelegt. So bin ich mit seiner Musik auch in Berührung gekommen, aber erst durch die Rolle bin ich so richtig zum Fan geworden.

Haben Sie sich während des Drehs an eine ganz bestimmte Methode gehalten?

Ein Kollege hat mir mal einen guten Rat gegeben, den ich auch vor Drehbeginn befolgt habe: Schmeiß alles in den Müll! Die Vorbereitungsarbeit ist sowieso gespeichert. Während des Films noch zu recherchieren wäre vollkommen kontraproduktiv. Das wäre so, als wenn ich während einer Theaterpremiere beginne, den Text zu lernen.

Wie haben Sie dann die Rolle im Film angelegt?

Bei den Dreharbeiten haben wir immer darauf geachtet, Udo nicht zu stark zu kopieren. Hermine Huntgeburth, unsere Regisseurin, meinte deshalb auch öfter: "Sei nicht so viel Udo Lindenberg."

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Der Film zeigt auch Udos dunkle Seite, vor allem seinen ständigen Alkoholkonsum. Gleichzeitig werden diese Süchte im Film nicht bewertet, sondern als gegeben gezeigt. Sehen Sie darin ein Problem?

Wir verherrlichen ja in unserem Film nicht die Drogen und den Alkohol, sondern zeigen, wie das abläuft. Problematisch sehe ich eher die Debatte darüber, ob und wie man etwas zeigen darf. Das Schöne am Theater und am Film ist ja, dass auch immer wieder Dinge so gezeigt werden, wie sie tatsächlich sind. Es liegt am Zuschauer selbst, darüber nachzudenken, was bestimmte Sachen bedeuten. Wenn dem Publikum alles politisch korrekt aufgetischt wird, werden die Leute auch aufhören, selbst nachdenken zu wollen.

Wie war das erste Zusammentreffen mit Udo?

Im Vorfeld des Films gab es ein Treffen. Ich wollte ihm so viel Fragen stellen, die ich aber vor lauter Nervosität komplett vergessen hatte. Als ich ihm dann tatsächlich gegenüber saß, war plötzlich alles total lässig und entspannt. Er gab mir sofort das Gefühl, ihn schon seit Jahren zu kennen und schenkte mir einen Bildband mit einer persönlichen Widmung: "Stellvertreter-Lizenz auf Erden". Spätestens da war mir klar, dass er mir seinen Segen gegeben hat.

Gibt es Unterschiede zwischen dem "Bühnenmenschen" Udo Lindenberg und der Privatperson?

Ich glaube, Udo hat sich eine öffentlichkeitswirksame Figur geschaffen, die ihm selbst gefällt und in der er sich wohl fühlt. Das macht er nicht aus Schutz, sondern ist gerne als „dieser Udo" unterwegs. Entscheidend für ihn – und auch letztendlich für den Film – ist der Aspekt, dass bei Udo immer alles verschmilzt.

Was sagt Udo zum fertigen Film und zu Ihrer Darstellung?

Ich hatte wahnsinnige Angst davor, dass Leute aus Udos näherem Umfeld sagen könnten: "Das ist nicht Udo" oder "So ist das damals gar nicht gewesen". Nachdem er den Film gesehen hat, hat er in seiner höflichen und ehrlichen Art verraten, er habe sogar "ein Tränchen verdrückt". Da fiel mir ein Stein vom Herzen.

"Lindenberg! Mach dein Ding" läuft ab 17. Jänner 2020 in den österreichischen Kinos.

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