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Japans Kaiser besteigt offiziell den Thron

Heute Redaktion
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6 Monate nach seiner Amtsübernahme hat Japans Kaiser Naruhito jetzt in einer offiziellen Zeremonie den Thron bestiegen. 2.000 Gäste, darunter Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen, waren beim Spektakel im Kaiserpalast in Tokio dabei.

Was für ein Riesenspektakel! Vor 2.000 Würdenträgern aus 180 Ländern verkündete Japans neuer Kaiser offiziell im Kaiserpalast in Tokio seine Inthronisation. Unter den Gästen befanden sich auch Prinz Charles, Kronprinzessin Mary von Dänemark, Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, Schwedens König Carl XVI Gustaf und Kronprinzessin Victoria, Thailand Premierminister Pryuth Chan-ocha, der Präsident der Philippinen Rodrigo Duterte, Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro, der König der Niederlande Willem-Alexander und seine Ehefrau Maxima sowie Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Die Zeremonie dauert 30 Minuten lang und lief folgendermassen ab:

Zuerst versteckte sich Naruhito hinter einem Vorhang

Der Kaiser hatte sich zunächst den Blicken hinter einem Vorhang des „Takamikura"(6,5 Meter hoch, acht Tonnen schwer) des überdachten Chrysanthementhrons entzogen. Mit dabei bei der Zeremonie war auch seine Ehefrau, Kaiserin Masako (tritt aus Sorge um ihre Gesundheit kaum öffentlich auf). Die Monarchin, die in Harvard studiert hat, trug einen prachtvollen, aus zwölf Lagen bestehenden Kimono und platzierte sich auf ihrem daneben stehenden Michodai-Thron – natürlich ebenfalls hinter einem Vorhang.

Anschließend legten hohe Beamte des Haushofamtes zwei der kaiserlichen Throninsignien neben dem Thron des Kaisers ab. Erst danach wurden die schweren Vorhänge zur Seite gezogen, das Kaiserpaar erhob sich. Der Oberhofmarschall überreichte Naruhito seinen Text, er verlas seine Rede. Der Monarch versicherte, im Einklang mit der Verfassung seine Verantwortung als Symbol des Staates und der Einheit des japanischen Volkes zu erfüllen. Während der Zeremonie trug der neue Kaiser eine braun-orange Robe in jahrhundertealtem Design.

Kein Sonnenschein für den neuen Kaiser

Anschließend durfte Ministerpräsident Shinzo Abe dem Kaiser seine Aufwartung machen, direkt vor dessen Thron eine Rede halten. Diese beendete er, indem er den Kaiser mit einem dreimaligen „Banzai" (wörtlich: 10.000 (Jahre), im übertragenen Sinn „Lang lebe der Kaiser") hochleben lies. Der Wettergott machte der Zeremonie jedoch einen Strich durch die Rechnung: Wegen Regens musste das farbenprächtige Arrangement aus Bogen- und Schwertträgern, Trommlern und Gong-Spielern vom Hof in die Innenräume des Palastes verlegt werden.

Zum Auftakt der Zeremonie am Dienstag war Naruhito in die heiligen Schreine seines Palasts gepilgert. Bei strömendem Regen suchte der Monarch ganz in weiß gekleidet die Schreine „Kashikodokoro", „Koreiden" und „Shinden" auf. Er teilte dabei den Gottheiten mit, dass kurz später der Antritt seiner Regentschaft verkünden wird. Beamte des Haushofamtes folgten dem Kaiser mit zwei der Throninsignien: ein Schwert sowie die „Krummjuwelen", die das Kaiserhaus der Sage nach von der Sonnengöttin Amaterasu Omikami erhalten hat. Den Mythen zufolge sind Japans Kaiser unmittelbare Nachfahren der Göttin.

Blick auf „göttliche" Throninsignien verboten

Niemand, auch der Monarch selbst nicht, darf dabei einen Blick auf die Throninsignien werfen, die sich in Schutzhüllen befinden. Ihr Inhalt ist dazu zu heilig. Eigentlich war im Anschluss am die Zeremonie eine Parade des Kaiserpaares in einem offenen Wagen durch Tokio geplant, diese wurde aber aus Rücksicht auf die Opfer einer Taifun-Katastrophe vor wenigen Tagen auf den 10. November verschoben. Lustig: Der neue Kaiser begnadigte zur Inthronisation 500.000 geringfügige Straftaten, darunter viele Parksünder.

Abdankung des alten Kaisers dauerte nur zehn Minuten lang

Naruhitos Vater Akihito hatte Anfang Mai während einer nur zehn Minuten langen Zeremonie seinen Thronverzicht erklärt – das passierte unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

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