Hast du am Sonntagabend auch Angst vor der nächsten Woche? Dann bist du nicht alleine – gerade junge Menschen sorgen sich vor dem Arbeitsstart am Montag. In Österreich betrifft der "Sunday Blues" laut PwC fast die Hälfte der Generation Z. Diese Angst spüre man auch in der Schweiz, so die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).
"Gleichzeitig wird suggeriert, dass heutzutage alles möglich ist und dass es die eigene Schuld ist, wenn etwas nicht gelingt", sagt Wieber. Dazu kämen hohe Erwartungen in Richtung perfekte Karriere, blendendes Aussehen und erfülltes Privatleben – das könne für Stress sorgen.
Wieber weist darauf hin, dass nicht alle die gleiche Angst verspüren. Es gebe verschiedene Auslöser, etwa die Angst vor sozialen Situationen, die Angst vor dem Versagen und die Angst vor bestimmten Aufgaben oder Situationen. Einige haben auch Angst, dass sie die Arbeit krank macht. Zudem gebe es generelle Ängste, bei denen man sehr häufig grüble und sich Sorgen um die Arbeit mache, sagt Wieber auf Anfrage der Redaktion.
Auch ein Teil der Community hat Angst vor der Arbeitswoche, wie diese eindrückliche Wortmeldung auf einen Aufruf zeigt:
"Es war fast nicht mehr zum Aushalten. Je höher die Kaderfunktion und die Verantwortung, umso mehr wächst die Angst. Ich konnte nie sagen, wovor ich Angst hatte. Ich hatte dieses erdrückende Gefühl im Magen. Das ließ mich schlecht schlafen und am Montag war ich gerädert. Obwohl ich immer eine Top-Mitarbeiterin war und nichts zu fürchten hatte."
Die Ängste seien auch vor dem Hintergrund der generellen Situation der Generation Z zu sehen: Die Schweizerische Gesundheitsbefragung aus dem Jahr 2022 zeige, dass die Gruppe der 15- bis 24-Jährigen psychisch am höchsten belastet ist. Über die Hälfte der jungen Frauen und fast ein Drittel der jungen Männer verspüre ein geringes Ausmaß an Energie und Vitalität. Bei den jungen Frauen ist dieser Anteil seit 2017 gestiegen und liegt höher als in allen anderen Altersgruppen. "Ihre Energie und Vitalität sind sogar niedriger als in der Altersgruppe 75+", sagt Wieber.
Die Ängste führen dazu, dass Schlaf nicht mehr so erholsam ist und die Energie, Vitalität und Freude an der Arbeit sinken. "Die Ängste belasten und rauben Energie", sagt Wieber. Zudem gebe es kurzfristige Konsequenzen, beispielsweise dass wir aufgrund der vielen Gedanken rund um die Ängste abgelenkt sind oder Aufgaben vermeiden.
Um den Sorgen zu begegnen, kann man die Belastungen reduzieren und die Ressourcen erhöhen, sagt Wieber. Zudem helfe es, individuelle Handlungsspielräume bei der Arbeit zu haben. Und es sei gut, wenn man die eigenen Kompetenzen einbringen und erweitern könne und ein starkes Team habe, auf dessen Unterstützung man sich verlassen kann.
"Die Leitenden üben mit ihrem vorgelebten Verhalten einen großen Einfluss aus, beispielsweise, ob sie konstruktiv mit Fehlern umgehen, wie ihre Ansprüche an die Leistungsbereitschaft und Flexibilität sind oder wie gut sie im Austausch mit den Mitarbeitenden stehen", sagt Wieber.
Auch eine gute Organisation der Arbeit und eine klare Kommunikation seien hilfreich, um Ängste zu reduzieren. Arbeitgebende könnten ihre Organisation zum Beispiel durch Maßnahmen im betrieblichen Gesundheitsmanagement weiterentwickeln, etwa mit einer Friendly-Work-Space-Zertifizierung von Gesundheitsförderung Schweiz.