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Ort überfordert: Jeder will in dieses Dorf ziehen

Für Schlagzeilen sorgte das Walliser Dorf Albinen, das neuen Bewohnern Geld zahlen möchte. Nun wird die Gemeinde mit Anfragen überhäuft.

Heute Redaktion
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Albinen wird mit Anfragen überschüttet.
Albinen wird mit Anfragen überschüttet.
Bild: www.albinen.ch

Die Pläne des Walliser Bergdorfs Albinen, mit finanziellen Beiträgen von bis zu 60.000 Euro Familien als Neuzuzüger anzulocken, gehen rund um die Welt.

Nicht nur in allen europäischen Ländern wurde in fast allen europäischen Ländern berichtet, auch in Amerika und Asien wird über das Dorf auf 1.300 Metern Höhe geschrieben. Brasilianische und mexikanische Newsportale nahmen die Story ebenso auf wie Medien in China, Vietnam oder Indonesien.

Gemeinde wird mit Anfragen überhäuft

Die Folge: Bei der Schweizer Gemeinde meldeten sich zahlreiche Interessenten aus aller Welt. Doch besonders glücklich scheinen die Behörden von Albinen mit der plötzlichen Berühmtheit ihres Dorfes und der internationalen Nachfrage nicht zu sein.

Es habe irreführende Medienberichte gegeben, heißt es in einer Mitteilung, die die Gemeinde am Freitag auf ihrer Website veröffentlicht hat. Von "weltweitem Aufsehen" und "unnötiger Aufregung" ist darin die Rede.

Nur einer von 100 Interessenten passt

Manche Medien haben nicht darauf hingewiesen, dass die Zahlung an neue Bewohner an einige Bedingungen geknüpft sind. So müssen die potentiellen Bewohner unter 45 Jahre alt sein und mindestens zehn Jahre lang in Albinen bleiben. "Von den vielen Interessenten, die sich bei der Gemeinde Albinen meldeten, könnte höchstens einer von hundert als ernsthafter Gesuchsteller zumindest in Betracht gezogen werden", hält die Gemeinde fest.

Enttäuscht würde etwa jeder, der beispielsweise aus Grossbritannien, Brasilien oder China eigens in die Schweiz ziehen möchte, um von Albinens Angebot zu profitieren. Denn Ausländer müssen im Besitz einer Niederlassungsbewilligung sein, um vom Geldsegen zu profitieren.

Und diese Bewilligung gibt es nur für jene, die in Albinen ein bewilligungsreifes Bauprojekt oder einen beurkundeten Kaufvertrag vorweisen können und rund 170.000 Euro investieren.

Der Gemeindepräsident schweigt

Der Gemeinde scheint die Sache über den Kopf gewachsen zu sein. "Wir haben uns entschieden, in den Medien keine Stellungnahme mehr abzugeben", so Gemeindepräsident Beat Jost gegenüber "20 Minuten". Man werde versuchen, "dorfintern die nötige Überzeugungsarbeit zu leisten".

Denn entschieden ist noch nichts: Erst an der Urversammlung vom kommenden Donnerstag stimmt Albinen über die "Gemeindeinitiative für eine aktive Wohnbauförderung" ab.

Gespaltenes Dorf

Eingereicht wurde die von jungen Einwohnern lancierte Initiative mit den Unterschriften von 94 Stimmbürgern – für eine Gemeinde mit 240 Einwohnern eine beträchtliche Zahl. (cs)

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