Wirtschaft

Jeder zweite Österreicher arbeitet im Urlaub

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Immer mehr Menschen sind auch in ihrer freien Zeit und sogar im Urlaub für ihren Arbeitgeber erreichbar. "50 Prozent der Menschen nehmen die Arbeit in den Urlaub mit", sagte Freizeitforscher Peter Zellmann am Dienstag auf "Ö3". Dabei sollte man sich im Urlaub erholen und bewusst nicht an den Job denken. Bereits 2012 haben laut Umfragen mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer zugegeben, auch außerhalb des Büros stets erreichbar zu sein.

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Arbeitsrechtsexperten der Universitäten und auch der Arbeiterkammer sehen diese Entwicklung deshalb kritisch. Der Urlaub diene arbeitsrechtlich dem Erholungszweck. Wenn neben dem Urlaub gearbeitet wird, wäre dieser Erholungszweck stark beeinträchtigt.

Verordnete Arbeit im Urlaub kommt einer Rufbereitschaft gleich, für die keine Urlaubstage abgezogen werden dürfen.

Fast jeder Zweite für den Job erreichbar

Sommer, Sonne, viel Erholung: So sollte der Urlaub laufen. Doch viele Arbeitnehmer können nicht abschalten. Sie bleiben für den Chef telefonisch erreichbar oder lesen ihre beruflichen E-Mails.

Nach einer Arbeitnehmer-Befragung von "Toluna" ist fast jeder Zweite (47 Prozent) auch im Urlaub für den Job erreichbar. Mehr als jeder Dritte (36 Prozent) gab an, seine beruflichen E-Mails gelegentlich zu checken und Anrufe im Notfall über das Handy anzunehmen.

Rund jeder Zehnte (11 Prozent) arbeitet sogar im Urlaub, liest regelmäßig seine beruflichen E-Mails oder telefoniert mit Kollegen oder Kunden. Im Auftrag des Business-Netzwerks LinkedIn wurden 1095 Arbeitnehmer befragt.

Viele wollen nicht aufarbeiten

Von denen, die im Urlaub arbeiten, macht es allerdings mehr als jeder Vierte (26 Prozent) freiwillig. Diese Gruppe gab an, auch im Urlaub gerne auf dem Laufenden zu bleiben, um danach nicht zu viel aufarbeiten zu müssen.

Bei mehr als jedem Dritten (37 Prozent) verlangt das Unternehmen jedoch ständige Verfügbarkeit. Weitere 36 Prozent arbeiten immer dann im Urlaub, wenn wichtige Projekte anstehen.

Die Warnung der Arbeiterkammer an die Arbeitnehmer ist klar. Die Erholungszeit ist für die Erholung da, alles andere kann zu gesundheitlichen Problemen führen. Für Arbeitsrechtler ist vor allem die moderne Technik schuld an der Arbeit im Urlaub. Chefs statten ihre Angestellten mit iPhone und Co. aus, um sie so auch abseits des Büros erreichen zu können.

Welcher Urlaubstyp sind Sie?

Der Wissenschaft teilt das Verhalten der Österreicher in ihrer Freizeit grundsätzlich in Kontrast- und Komplimentärverhalten. Die einen wollen im Urlaub Party machen. Die anderen suchen eine Ergänzung zu ihrem Lebensstil. Zwei Drittel der Urlauber gehören der Gruppe der "Kontrast-Freizeiter" an, doch immer mehr setzen auf Ergänzung.

Das Urlaubs-Verhalten der Österreicher hat sich in den letzten Jahren nicht geändert. Nur 50 Prozent der Österreicher fahren Jahr für Jahr auf Urlaub, 28 Prozent sind überhaupt noch nie verreist. Diese Daten aus einer Tourismusanalyse von Professor Zellmann sagen aber nichts über den Erholungswert aus. Bislang nahm und nimmt man an, dass für echte Erholung mindestens zwei bis drei Wochen Urlaub am Stück nötig sind.