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Jet mit 92 Menschen stürzt über dem Schwarzen Meer ab

Heute Redaktion
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Bild: © Sergei Karpukhin / Reuters (X00944)

Eine russische Militärmaschine ist am Sonntag in der Früh vor Sotschi ins Schwarze Meer gestürzt. Alle 92 Personen an Bord sind dabei ums Leben gekommen sein. In der Maschine waren Sänger und Tänzer des berühmten Alexandrow-Chores. Sie wollten zu einem Neujahrskonzert nach Syrien.

An Bord der Tupolew Tu-154 waren neben dem Chor auch acht Crew-Mitglieder sowie neun Journalisten. Auch die russische Ärztin Jelisaweta Glinka war im Flugzeug. Sie ist bekannt für ihre wohltätige Arbeit und wollte laut ihrer Stiftung Medikamente in ein Krankenhaus in Syrien bringen.

Der Kontakt zur Maschine riss nach nur cirka zehn Kilometern ab, dann verschwand sie kurz nach dem Start in Sotschi. Einsatzkräfte entdeckten inzwischen Wrackteile 1,5 Kilometer vor der Küste. Im Laufe des Vormittags wurden die ersten Leichen geborgen.

"Es gibt keine Anzeichen dafür, dass irgendeiner der Insassen das Unglück überlebt hat", meldete das russische Verteidigungsministerium. Die Suchmannschaften zogen mehrere Leichen aus dem Wasser und suchten mit Schiffen, Helikoptern und Drohnen nach weiteren, wie das Verteidigungsministerium mitteilte.

Terroristischer Hintergrund ausgeschlossen

Die Unglücksursache war zunächst unklar. Ein ranghoher Parlamentsabgeordneter schloss einen terroristischen Hintergrund aus. Die Ursache könnte möglicherweise eine technische Panne oder ein Fehler der Besatzung gewesen sein, sagte Viktor Oserow, der Vorsitzende im Verteidigungsausschuss des russischen Föderationsrats. Terror komme allein deshalb schon nicht in Frage, weil die Maschine nur vom Militär genutzt worden sei.

Größtes Militär-Künstlerensemble Russlands

Der Chor hätte zu Neujahr auf einer Militärbasis in Syrien vor russischen Soldaten auftreten sollen. Das Alexandrow-Ensemble ist ein mehrfach ausgezeichneter Soldatenchor, der bereits 1928 gegründet wurde. Gründer war Alexander Alexandrow, der 1943 die Nationalhymne der Sowjetunion komponierte. Alexandrow starb 1946 in Berlin bei einer Auslandstournee mit seinem Chor. Das ursprünglich aus einem Dutzend Soldaten bestehende Ensemble ist mit den Jahren größer geworden.

Zu dem Chor haben sich ein Orchester und und eine Tanzgruppe hinzugesellt. Es ist inzwischen das grösste Militär-Künstlerensemble Russlands. Zum Repertoire gehören überwiegend Kirchenlieder sowie traditionelle russische Volkslieder und -Tänze. Es handelt sich um Lieder russischer Komponisten, klassische Werke russischer und ausländischer Komponisten, aber auch um weltbekannte Meisterwerke der Popmusik.

Flugzeug 2014 repariert

Die Tupolow gehört nicht zu den modernsten Flugzeugen, gilt aber als zuverlässig. Bei der Tupolew Tu-154 handelt es sich um ein dreimotoriges Verkehrsflugzeug aus Sowjet-Produktion. Nach heutigen Standards ist es zwar laut und braucht viel Treibstoff, es gilt aber als wendiges und zuverlässiges Arbeitspferd. Die verunglückte Maschine wurde 1983 gebaut und 2014 repariert.

2010 stürzte eine Maschine dieses Typs mit dem polnischen Präsidenten Lech Kaczynski und 95 weiteren Passagieren über Smolensk ab.