Österreich

Jetzt geht der Umbau der Rotenturmstraße los

Startschuss für die Umgestaltung der Einkaufsstraße. In den nächsten Monaten soll die Rotenturmstraße zur neuen Wohlfühloase in der City werden.

Heute Redaktion
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Jetzt aber: Seit Ende März ist die Rotenturmstraße (City) wegen des Umbaus zur Begegnungszone gesperrt, heute nahmen Wiens Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne), der Präsident der Wirtschaftskammer Wien Walter Ruck mit Vertretern aus Wirtschaft und Verwaltung den offiziellen Spatenstich vor. Mit dabei war auch der Dompfarrer zu St. Stephan Toni Faber, der die Baustelle und die künftigen Nutzer der neuen Begegnungszone segnete. Fertig sein soll der rund 11 Mio. Euro teure Umbau noch vor Beginn des Weihnachtsgeschäftes im November.

Inoffiziell hat der Umbau bereits im Frühjahr begonnen, seit her wurden Gas-, Strom- und Wasserrohre erneuert. Nun beginnt die tatsächliche Umgestaltung. "Nach Stephansplatz und Herrengasse wird mit der Rotenturmstraße eine traditionsreiche Einkaufsstraße und Tourismus-Hotspot neu gestaltet. Der erste Bezirk gewinnt damit weiter an Lebensqualität und Freiraum", freute sich Vassilakou.

Rotenturmstraße Neu: Mehr Platz, mehr Lebensqualität oder weniger Abstellplätze

Die Rotenturmstraße zählt zu den beliebtesten Einkaufsstraßen der Wiener City. An Spitzentagen sind hier, zwischen Stephansplatz und Schwedenplatz/Morzinplatz, bis zu 60.000 Menschen unterwegs. Damit sich diese künftig noch wohler fühlen, bringt die Umgestaltung eine Reihe von Neuerungen mit sich.

16 neue Japanische Schnurbäume, zwei Fontainenbrunnen bei der Ertlgasse und dem Fleischmarkt sowie zwei zusätzliche Trinkbrunnen sollen für Abkühlung sorgen. Eine neue, helle Ausgestaltung, für die 1.500m Leitungen neu verlegt wurden, sollen die neue Rotenturmstraße zu einem angenehmen Ort machen, an dem man gerne verweilt. Zudem werden 24 neue Einzelbänke und vier Doppelbänke errichtet. Für Orientierung soll eine neue Stelle am Fleischmarkt sorgen.

So ähnlich soll die neue Rotenturmstraße aussehen:

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(Bild: zoom vp/MA19)

Der gesamte Straßenbereich wird auf einer Ebene ausgestaltet. In der Begegnungszone sind alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt, Fußgänger dürfen die gesamte Straße benutzen und bekommen dadurch viel mehr Platz. Für Sehbehinderte wird ein 950m langes Blindenleitsystem umgesetzt. Autos und Busse können weiterhin die Straße benutzen, es werden sogar zwei neue Bushaltestellen errichtet.

Ladezonen und Garagen sollen gut erreichbar bleiben, auch die Taxistandplätze bleiben erhalten, verspricht die Stadt. Das Radfahren ist nach Fertigstellung der Arbeiten in beide Richtungen zwischen Schwedenplatz und Lichtensteg möglich. Tempo 20 sorgt für maximale Verkehrssicherheit.

Dieses Tempolimit und zwei Ampeln am Anfang des Schwedenplatzes sollen dafür sorgen, dass es trotz der Neigung der Rotenturmstraße und denn damit verbundenen, potentiell höheren Geschwindigkeiten der Fahrräder zu keinen Zusammenstößen mit Fußgängern kommt. Man setze hier auf die Aufmerksamkeit und die Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer, heißt es bei der Stadt. Sollte dies jedoch nicht ausreichen, seien aber auch weiterführende (Bau-)Maßnahmen möglich.

Insgesamt weist die Rotenturmstraße eine Länge von rund 400 m auf. Die Straßenbauarbeiten umfassen die Rotenturmstraße von Stephansplatz bis Schwedenplatz, einschließlich Teile der Ertlgasse, des Lichtenstegs, des Lugecks, des Fleischmarkts und des Rabensteigs.

Auf einem überwiegenden Teil der Fläche kommt eine neue Pflasterung aus Granitplatten mit unterschiedlichen Formaten zum Einsatz, in Summe werden rund 6.140 Quadratmeter heimische Granitpflastersteine verlegt. Die Fahrbahn mit einer Breite von 4,50 m vom Schwedenplatz bis zum Lichtensteg bzw. 3,50 m vom Lichtensteg bis zum Stephansplatz wird aus Beton hergestellt.

Für den Radverkehr wird im Abschnitt Schwedenplatz bis zum Lichtensteg Radfahren gegen die Einbahn aufgrund des breiteren Fahrbahn-Querschnittes von 4,5 m ermöglicht. Im gesamten Projektbereich werden auch 52 neue Radbügel integriert.

Einen wichtigen Schritt zur Attraktivierung des öffentlichen Straßenraumes sahen auch die Stellvertretende Bezirkschefin der City, Mireille Ngosso (SPÖ), und der Leiter der MA28 – Straßenverwaltung und Straßenbau Thomas Keller. "In Zukunft wird es mehr Platz geben, schattige Plätze laden zum Verweilen ein und heben die Lebensqualität in der City", so Ngosso. "Unser Ziel ist es, den Wienerinnen und Wienern sowie den Gewerbetreibenden rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft im November eine neue Rotenturmstraße zu bieten", ergänzt Keller.

Ruck: "Strikte Termintreue essenziell"

Als "essenziell" für die Handelsbetriebe bezeichnete Ruck den strikten Zeitplan. Die Rotenturmstraße werde nach der Umgestaltung für Unternehmen deutlich attraktiver werden. "Wichtig ist, dass der Umbau bis zum Beginn des Weihnachtsgeschäfts abgeschlossen ist", unterstreicht der Wirtschaftskammer-Chef.

"Die Innenstadt nicht nur für die zahlreichen Besucherinnen und Besucher aus nah und fern, sondern auch für die Bewohnerinnen und Bewohner lebenswerter zu gestalten, ist unser gemeinsames Ziel. Möge all unser Bemühen von Erfolg gezeichnet und die Rotenturmstraße ein segensreicher Ort der Begegnung sein", sagte Toni Faber bei der Segnung.

Umgestaltung gingen zwei Bürger-Dialogveranstaltungen voraus

Für die Stadt Wien sei es wichtig gewesen, im Zuge der Planung auch die Bewohnerinnen und Bewohner des Bezirks anzuhören, wird betont. Bei zwei Dialogveranstaltungen im Herbst 2018 seien daher Ideen, Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung gesammelt worden, die in das Projekt eingeflossen seien. Zudem seien die Geschäftstreibenden in der Rotenturmstraße von Anfang an eingebunden gewesen.

VP-Bezirkschef bleibt bei Kritik und dem Spatenstich fern

Etwas anders sieht das der Bezirkschef der City, Markus Figl (ÖVP), der das Projekt wiederholt als "Husch-Pfusch" kritisiert und dem heutigen Spatenstich demonstrativ fernblieb. Er vermisst vor allem eine Auffanglösung für den Wegfall von mehr als 40 Parkplätzen sowie eine transparente Aufschlüsselung der Finanzierung. Mehr Grün, Verkehrsberuhigung, Lärmeindämmung, eine Neuordnung der Schanigärten, weiterhin gute Erreichbarkeit und Ladezonen waren einige der wichtigsten Anliegen, die berücksichtigt werden konnten.

Unzufrieden zeigte sich Figl auch mit der Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bezirk, die "nicht gut" gewesen sei. Für Figl ist daher klar, "dass es bei der Rotenturmstraße Handlungsbedarf gibt. Doch nach wie vor gibt es kein Gutachten, das die planerische Vorgehensweise bei der Begegnungszone begründet. Vassilakous Politik nach Gutsherrinnenart ist definitiv nicht im Sinne der Menschen".

Rotenturmstraße bleibt bis November für Verkehr gesperrt

Sämtliche Hauszugänge, Geschäftseingänge und Garagenzufahrten werden aufrechterhalten. Die Zufahrt für Einsatzfahrzeuge wird jederzeit möglich sein. In einem ersten Schritt werden die neuen Randsteine und die Betonfahrbahn hergestellt. In diesem Zuge wird auch die Oberflächenentwässerung im gesamten Projektbereich erneuert, wobei bestehende und neue Einlaufschächte genutzt werden.

Anschließend wird jeweils halbseitig die Pflasterfläche mit Pflasterplatten mit unterschiedlichen Formaten aus Granit hergestellt. Ebenso werden in diesem Arbeitsschritt die Baumscheiben sowie die neuen Brunnen im Bereich Ertlgasse und Fleischmarkt hergestellt.

Die Rotenturmstraße bleibt weiterhin bis etwa Mitte November 2019 für den Fahrzeugverkehr gesperrt, die Umleitung erfolgt über Brandstätte – Bauernmarkt – Rotgasse – Fleischmarkt – Laurenzerberg – Franz-Josefs-Kai. (lok)