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Jetzt kommt das Facebook für Verschwörungs-Theoretiker

Facebook und Twitter setzen viel daran, Fake News auf ihren Plattformen zu bekämpfen. Ein neueres Netzwerk wirbt damit, Posts nicht zu zensieren.

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Ein Anhänger der QAnon-Verschwörungstheorie.
Ein Anhänger der QAnon-Verschwörungstheorie.
SHANNON STAPLETON / Reuters

Social-Media-Plattformen wie Twitter oder Facebook haben im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl, währenddessen und im Nachhinein großen Wert darauf gelegt, Falschinformationen so gut wie möglich einzudämmen und Posts mit fragwürdigen Informationen oder unbegründeten Aussagen zu kennzeichnen. Darüber hinaus wurden in den vergangenen Monaten immer wieder Gruppen von Verschwörungstheoretikern oder Rechtsextremisten gesperrt. Doch die Angehörigen solcher Gruppen sind nicht einfach aus dem Internet verschwunden.

Viel eher mussten sie sich neue Orte suchen, an denen sie ihre Meinungen offen kundtun können, ohne gesperrt oder gelabelt zu werden. Einen solchen Ort haben sie auf der Social-Media-Plattform Parler gefunden. Es handelt sich dabei um ein soziales Netzwerk, das sich selbst als nicht voreingenommen beschreibt und damit wirbt, Redefreiheit zu gewähren.

Acht Millionen Nutzer

Tatsächlich hat sich Parler, das 2018 in Texas gegründet wurde, in den USA in den letzten Tagen an die Spitze der am meisten gedownloadeten Gratis-Apps gehangelt. Allein am 9. November ist die App laut "Cnet.com" 800.000-mal im App Store und Google Play Store heruntergeladen worden. Über den Zeitraum zwischen dem 3. und dem 9. November hinweg wurde die App mehr als 2 Millionen Mal auf Smartphones installiert. Mittlerweile verzeichnet die Plattform rund 5 Millionen aktive Nutzer pro Tag und acht Millionen Nutzer insgesamt.

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    Parler ist ein soziales Netzwerk, das 2018 in Texas gegründet wurde.
    Parler ist ein soziales Netzwerk, das 2018 in Texas gegründet wurde.
    Parler

    Seither hat sich das Netzwerk vor allem zu einem Sprachrohr der Anhänger der amerikanischen konservativen Partei entwickelt. Das sei allerdings nicht mit Absicht geschehen, sagt der CEO und Gründer von Parler, John Matze. "Es stimmt, dass viele Nutzer Pro-Trump eingestellt sind. Das ist mir aber egal. Ich verurteile sie nicht für ihre Sichtweisen." Außerdem kritisierte er gegenüber Fox News die Tech-Unternehmen Twitter und Facebook scharf. Sie seien zu weit gegangen, indem sie die Posts des Präsidenten als potenziell unwahr gekennzeichnet hatten. Das zeige, wie voreingenommen sie tatsächlich seien. An dieser Stelle muss erwähnt sein, dass es keinerlei Belege für Trumps Behauptungen gibt.

    QAnon auf Parler

    Dem stimmt auch die Politik-Influencerin Camille Wead, die unter dem Spitznamen "Blond Politician" bekannt ist, zu. Auch sie wirft den großen Social-Media-Unternehmen vor, die Meinung von Trump-Anhängern zu unterdrücken. Daher hat sie einen Account auf Parler erstellt, welchem 100.000 Personen folgen. Auf Twitter und Facebook hat sie lediglich einige Hundert Follower.

    Nicht überraschend ist auch, dass Parler zu einem Nährboden für Anhänger der Verschwörungsbewegung QAnon geworden ist. Diese sind der festen Überzeugung, dass der US-Präsident der Anführer eines Krieges gegen eine Geheimelite ist, die die Politik, die Wirtschaft und die Wissenschaft in allen Teilen der Welt manipuliert. Auf Twitter oder Facebook wurden in den letzten Monaten immer wieder Profile oder ganze Gruppen gesperrt, die diese Verschwörungstheorie verbreitet haben. Auf Parler dürfen sich die Anhänger aber frei austauschen.

    Keine illegalen Inhalte

    Ähnlich verhält es sich mit Posts, die behaupten, bei den US-Präsidentschaftswahlen sei es zu Wahlbetrug gekommen und der eigentliche Gewinner der Wahl sei nicht Joe Biden, sondern Donald Trump. Noch einmal: Dafür gibt es keinerlei belastbare Belege. Auf Parler wird offen zu einer Petition aufgerufen, die Unterschriften sammelt, um Untersuchungen in die Sache einzuleiten. Tatsächlich hat sich der Hashtag #StopTheSteal am Donnerstag bei Parler mit mehr als 100.000 Beiträgen zu einem der am meisten genutzten Hashtags entwickelt, wie "Spiegel.de" berichtet.

    Alles ist aber auch auf Parler nicht legal. Die Nutzungsbedingungen legen dar, dass man den Feed der Nutzer zwar nicht kuratiere, da man sich nicht anmaße, dafür qualifiziert zu sein. Allerdings werden keine Verbrechen, Zivildelikte oder anderen illegalen Aktionen geduldet. Ausserdem dürfen keine Beiträge im Auftrag von Terrororganisationen, Kinderpornografie oder Urheberrechtsverletzungen geteilt werden.

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