Österreich

Jetzt sollen Fotofallen den Bären aufspüren

Heute Redaktion
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Aufregung herrscht rund um die Attacke eines Braunbären auf einen Bauern auf einer Alm am Schwarzenberg bei Thomatal im Lungau. Am Dienstag wurde der 70-jähriger Landwirt vom Wildtier leicht verletzt. Bei einem Lokalaugeschein zeigte sich, wie der Angriff ablief und welches Glück der Mann hatte.

Nach der sollen nun Fotofallen das Tier aufspüren. Die Aufregung in der Region geht indes zurück. Am eingerichteten Informationstelefon gingen nur mehr weninge Anfragen ein.

Im Lauf des Samstags sollen insgesamt drei Fotofallen im Sichtungsgebiet aufgestellt werden. Erstmals ausgewertet werden die Kameras in rund einer Woche. Auch an die Jäger der Region erging der Aufruf, etwaige Beobachtungen oder Spuren des Bären zu melden.

Das Informationstelefon bleibt heute, Samstag, bis 18.00 Uhr besetzt. Danach steht ab Montag die Bezirkshauptmannschaft Tamsweg für Anfragen zur Verfügung. In Notfällen sei der Journaldienst über das Bezirkspolizeikommando Tamsweg auch am Sonntag erreichbar, teilte Schwaiger mit.

Bereits am Freitag wurden bei einer pressekonferent Einzelheiten erläutert. Franz Wieser, Sprecher des für Jagd und Wildtiere zuständigen Landesrates Josef Schwaiger, schilderte die Begegnung des Bauern mit dem Bären. Der Landwirt hatte bemerkt, dass bei seinen Tieren auf der Alm Unruhe herrschte.

Prankenhieb auf die Wange

Als er nachschauen wollte, stand plötzlich der ausgewachsene Bär vor ihm. Der Mann ging daraufhin mit langsamen Schritten rückwärts, stolperte dabei aber, fiel hin und verletzte sich leicht.

Als sich der Lungauer wieder aufsetzte, verpasste ihm das Wildtier mit der Pranke einen leichten Hieb auf die Wange. Der Bauer ging erneut zu Boden und war danach leicht benommen. Geistesgegenwärtig blieb er bewegungslos liegen, bis der Bär das Interesse an ihm verlor und das Weite suchte. Für Bärenanwalt Georg Rauer steht jedoch fest: "Ein voller Prankenhieb hätte andere Folgen gehabt. Bei bekannten Angriffen ist mehr passiert, etwa dass der Bär einmal wo hineinbeißt."

"Er hat ganz richtig reagiert, genau so, wie es Experten empfehlen", sagte Wieser. Der Landwirt hat den Zwischenfall leicht verletzt überlebt, eine Behandlung in einem Krankenhaus war nicht notwendig.

DNA-Test

Rauer führt am Freitag am Ort des Geschehens einen Lokalaugenschein durch. DNA-Spuren sollten klären, woher der Bär kam, Spuren fand er jedoch keine. "Die Schilderung des Landwirts war plausibel. Ich habe versucht, im Almbereich Hinweise auf den Bären zu finden, vor allem genetisch verwertbares Material wie Haare oder Losungen. Aber es war nichts zu finden, was bei den Bodenverhältnissen nicht so überraschend war"

Bären-Hotline und Broschüre

Die Bezirkshauptmannschaft wird aufgrund der Verunsicherung indes ein Bären-Informations-Telefon für die Bevölkerung einrichten. Dass sich derzeit ein Bär im Lungau aufhält, war bisher gar nicht bekannt. "Es kann sein, dass sich jetzt weitere Menschen melden, die Beobachtungen gemacht haben", meinte der Sprecher.

Da der Zwischenfall seinen Angaben zufolge doch zu einer gewissen Verunsicherung in der Bevölkerung geführt hat, steht nun Information auf der Agenda. Die Bezirkshauptmannschaft habe inzwischen eine Broschüre aufgelegt, die auch in elektronischer Form erhältlich sei. Auch mit den Gemeinden werde Kontakt aufgenommen, damit diese ebenfalls zur Information beitragen können.

Lesen Sie weiter: Verhaltensregeln bei Bären-Begegnungen

Bären sind scheu und gehen Menschen normalerweise früh aus dem Weg. Dass es in freier Wildbahn dennoch zu Kontakten kommen kann, zeigt der aktuelle Fall im Salzburger Lungau. Der WWF und die Österreichischen Bundesforste weisen darum in einer gemeinsamen Broschüre auf den richtigen Umgang mit Bär, Luchs und Wolf hin. Zentraler Tipp bei einer Begegnung: "Bleiben Sie ruhig."

"Hat der Bär Ihre Anwesenheit noch nicht bemerkt, dann verlassen Sie den Ort leise und vorsichtig. Sollte Sie der Bär entdeckt haben, geben Sie sich vorsichtig zu erkennen, indem Sie zum Beispiel etwas lauter reden", heißt es in dem Heft. Menschen sollten sich nicht ängstlich verhalten, aber alles vermeiden, was der Bär als Bedrohung empfinden könnte – etwa das Werfen mit Steinen oder Stöcken oder das Verscheuchen des Tieres mit drohenden Gesten oder unkontrollierten Bewegungen. "Ziehen Sie sich langsam zurück, aber laufen Sie nicht weg!"

Und auch wenn Begegnungen mit Bären seltene Ereignisse sind: "Verzichten Sie zugunsten Ihrer eigenen Sicherheit auf einen Schnappschuss." Vorsicht ist laut Broschüre vor allem bei Jungtieren geboten. "Die Bärenmutter ist immer in der Nähe und sehr besorgt um ihren Nachwuchs." Auch hier gilt: Langsam und ruhig zurückziehen.

Flach auf den Bauch legen  

Wenn sich ein Bär aufrichtet, ist das übrigens keine Drohgebärde. "Ein Bär richtet sich auf, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, indem er seine Nase in den Wind hält." Sollte ein Bär näher kommen oder sogar angreifen, sollten sich Menschen auf dem Bauch auf den Boden legen und die Hände in den Nacken geben. "Der Bär erkennt so, dass Sie keine Gefahr für ihn sind. Stellen Sie sich tot und wehren Sie sich nicht. Warten Sie, bis der Bär wieder weit genug weg ist."

Laut den Autoren der Broschüre ist es ein absolutes No-Go, Bären mit Futter anzulocken. "Gewöhnen sich die Tiere an das Futterangebot, dann suchen sie manchmal die Nähe von Menschen gezielt auf, was zu gefährlichen Situationen führen kann."