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Fall Josef B.: Kinder sprechen Fantasiesprache

Heute Redaktion
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    Ortseinfahrt der 2.800-Seelen-Gemeinde Ruinerwold.
    Ortseinfahrt der 2.800-Seelen-Gemeinde Ruinerwold.
    (Bild: imago stock & people)

    Der Richter brauchte nur eine halbe Stunde, dann schickte er den Österreicher Josef B. für 14 Tage in U-Haft. "Widerrechtliche Freiheitsberaubung und Verdunkelungsgefahr" lautet der Vorwurf.

    Schicksalstag für Josef B. vor Gericht: Der 58-jährige Oberösterreicher, gegen den die holländische Justiz im Fall "Kinder von Ruinerwold" ermittelt, wurde am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. Vom Gefängnis in der Stadt Zwolle in der Nähe des Bauernhof-Verstecks wurde der bärtige, langhaarige Verdächtige im Polizeitransporter in die schmucke Provinzhauptstadt Assen gebracht. Dort durfte Josef B. dann um 12.30 Uhr im Sicherheitstrakt der Haftanstalt Assen mit dem Anwalt H. J. M. Nijholt sprechen. Diesen Juristen hatte er extra angefordert und einen Pflichtverteidiger abgelehnt.

    U-Haft um 14 Tage verlängert

    Die eigentliche Haftprüfung fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und verlief flott. Kurz nach 15 Uhr stand fest: B. muss weitere 14 Tage in Untersuchungshaft. In dieser Zeit darf er nur mit seinem Anwalt Kontakt haben, Besuche von Verwandten sind untersagt. Anwalt Nijholt eilte nach der Verhandlung aus dem Gerichtsgebäude, den Prozessakt in Händen. Fotos und Interviews lehnte er ab: "Sonst komme ich selbst ins Gefängnis." Kurz danach wurde auch Josef B. wieder verlegt: Jetzt sitzt er im Gefängnis der nahe gelegenen Großstadt Groningen.

    Vater aus Sekte ausgeschlossen

    Unterdessen rückt Gerrit-Jan D. (67), der bettlägerige Vater der Familie, immer mehr ins Zwielicht. Er soll ein fanatischer Anhänger der weltweiten "Vereinigungskirche" des Koreaners Sun Myung Moon gewesen sein. Doch die Moon-Sekte habe Gerrit-Jan D. schon "vor 30 Jahren" ausgeschlossen, sagte ein Cousin des Mannes der Lokalzeitung "AD". "Irgendwann hatte er verrückte Ideen im Kopf. Meine Familie wollte damit nichts zu tun haben", so der Cousin. Nach dem Ausschluss habe der Vater jeden Kontakt abgebrochen. Der Cousin ist bis heute Mitglied der Moon-Sekte. Gerrit-Jan D. habe dann einen eigenen Kult gegründet, so die "Vereinigungskirche": "Er hat sich zu einem kompletten Idioten gewandelt". Gerrit-Jan D. habe den Österreicher Josef B. "auf Reisen" kennengelernt.

    Fantasiesprache

    Die befreiten Kinder (18-25) des Mannes können laut Behörden kaum Holländisch, sprechen eine Fantasiesprache. Und sie dürften laut Polizei "dort nicht aus freiem Willen" gelebt haben.

    Indes wendeten sich Brüder, Schwestern und ein Sohn von Gerrit-Jan van D. an die Medien. Sie hoffen, dass den verschwundenen Kindern jetzt geholfen wird. Und man sei froh, dass D.s Vater, en bekannter Schriftsteller, aufgrund seiner Demenz nichts mehr von dem Drama um seine Familie mitbekomme.

    Übrigens: Am Donnerstagabend wurde bekannt, dass sich auch D. selbst in Untersuchungshaft befindet.



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