Der frühere britische Außenminister lässt nicht locker: Boris Johnson will den Brexit um sechs Monate verschieben, sollte er Regierungschef werden. Bei seiner Rede auf dem Tory-Parteitag knöpfte er sich wie erwartet Parteikollegin und Premierministerin Theresa May, seine Intimfeindin, vor.
"Betrug am Wähler"
Mays Brexit-Plan sei „politisch erniedrigend" und ein „Betrug am Wähler". Mays Vorhaben eines sanfteren Abschieds aus der EU würde Großbritannien in „Handschellen" zurücklassen.
Geht es nach Johnson, müsse Großbritannien jetzt „Selbstbewusstsein" gegenüber der EU zeigen. Denn Brüssel sei eine Gefahr für die britische Freiheit, donnerte Johnson in den jubelnden Saal. „Nach 1.000 Jahren britischer Unabhängigkeit" gefährde die EU jetzt „den Glauben in demokratische Institutionen".
Das Königreich würde andauernd gedemütigt. Johnson und andere Tory-Hardliner fordern einen klareren Bruch mit Brüssel. Er hatte aus Protest gegen die „Brexit"-Pläne der Regierungschefin sein Amt aufgegeben und gilt als einer der schärfsten Kritiker Mays.
Weiters warnte Johnson in seinem launigen Beitrag vor der Labour-Party und ihrem Chef Jeremy Corbyn. Sie würden das Land in den Abgrund treiben.
EU: "Briten weit weg von der Realität"
Mays Brexit-Pläne stoßen auch bei den 27 EU-Partnern und der EU-Kommission auf Ablehnung. Sechs Monate vor dem angepeilten EU-Austrittstermin am 29. März 2019 stocken daher die Verhandlungen. Diese seien noch weit entfernt von der Realität, sagte Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Briten denken, wir würden Großbritannien verlassen. Es ist genau umgekehrt."
Erst jetzt würden viele Briten und auch einige Minister feststellen wie viele Fragen, der Austritt aus der EU aufwerfe. Eine Informationskampagne habe nicht stattgefunden. Sollten die Gespräche scheitern, könnten beispielsweise britische Flugzeuge nicht mehr auf dem europäischen Festland landen. „Das hätte man denen sagen müssen."
(GP)