Josefstadt-Schauspielerin liefert Einkäufe per Seilzug

Seit vier Wochen geht Jungschauspielerin Gioia Osthoff (29) regelmäßig für ein Corona-gefährdetes Ehepaar einkaufen. Für sie ist die Hilfe selbstverständlich.

"Spielen heißt für mich, die Welt mit anderen Augen zu betrachten". So fasst Schauspielerin Gioia Osthoff (29) auf ihrer Webseite ihre Profession zusammen. Seit 2017 ist die gebürtige Deutsche Ensenblemitglied am Theater in der Josefstadt. Ihre, wegen der coronabedingten Schließung des Theaters, neu gewonnene Freizeit setzt Osthoff nun für andere ein - und geht nun quasi mit anderen Augen einkaufen.

Seit vier Wochen ist Osthoff im Rahmen der Freiwilligenhilfe der Caritas im Dienst ihrer Mitmenschen unterwegs. "Bei uns im Theater ist von einen Tag auf den anderen alles ausgefallen, auch Proben können derzeit nicht stattfinden. Daher habe ich beschlossen, meine Kraft für andere einzusetzen, statt einfach zu Hause zu sitzen", erzählt Osthoff gegenüber "Heute".

Zwei bis dreimal pro Woche besucht sie ein älteres Paar in der Lacknergasse (Hernals). "Beide gehören zur Risikogruppe und bleiben daher aus Sicherheitsgründen seit Wochen zu Hause. "Die Frau dürfte Mitte 70 sein und leidet an Vorerkrankungen, vor allem der Lunge", so Osthoff. Der Mann sei ein leidenschaftlicher Läufer, weil er aber derzeit seiner Passion nicht nachgehen kann, habe er sich einen Boxsack angeschafft, um dennoch fit zu bleiben.

Gesund ist auch die Einkaufsliste, die Osthoff von ihren "Kunden" erhält. Diese gelangt über ein Einkaufskörberl, dass aus der Wohnung des Pärchens via Seilzug heruntergelassen wird, zu "Einkaufs-Engerl" Osthoff. "Die beiden lieben Bananen und Buttermilch, das steht eigentlich immer auf der Liste", schmunzelt die Schauspielerin. "Das Paar hat mir für die Einkäufe ihre Bankomatkarte gegeben, das erfordert schon viel Vertrauen", so Osthoff. Allerdings ohne den Pin, daher achtet die Mimin darauf, bei den Erledigungen unter der 50 Euro-Grenze zu bleiben.

Neben Einkäufen erledigt sie auf Bankgeschäfte und besucht Apotheken. Für die Schauspielerin ist die Hilfe selbstverständlich: "Ich möchte die Gesellschaft unterstützen, gerade in so sozial schweren Zeiten. Ich möchte mich nützlich machen", betont sie.

In ihrem Beruf wird die Pause wohl noch länger dauern. "Wir hoffen, dass wir ab Ende Sommer wieder proben und dann im Herbst wieder spielen können", so Osthoff.