Szene

Joseph in der Josefstadt trotz Sex und Gold fad

Heute Redaktion
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Im Dezember und Jänner liegt die Josefstadt am Nil. "Joseph und siene Brüder - Die Berührte" glänzt und glitzert Gold. Kostüme und Bühnenbild können allderings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Stück in zwei Stunden und 20 Minuten (inklusive Pause) nicht in die Gänge kommt.

Im Dezember und Jänner liegt die Josefstadt am Nil. "Joseph und siene Brüder - Die Berührte" glänzt und glitzert Gold. Kostüme und Bühnenbild können allderings nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Stück in zwei Stunden und 20 Minuten (inklusive Pause) nicht in die Gänge kommt.

Die Theaterfassung eines zentralen Kapitels aus Thomas Manns Romantetralogie stammt von Herbert Schäfer, Regie führt Günter Krämer. "Joseph, ach, Joseph, was bist Du so keusch? Das Küssen macht so gut wie kein Geräusch." Diese Liedzeilen stammen nicht von Thomas Mann, kommen aber trotzdem zweimal im Stück vor. Unmittelbar nach der Pause, ironisch dargebracht von Dudu, dem zwergwüchsigen, intriganten Höfling (gespielt von Erni Mangold mit unnachahmlicher Beiläufigkeit), und am Ende, als melancholischer Epilog des vielbegehrten Sklaven Joseph.

Kettenrauchender Potiphar sympathisch, ...

Potiphar, Eunuch und am Hofe des Pharaos ganz weit oben, ist bei Tonio Arango ein sympathischer, kettenrauchender Frackträger mit Fistelstimme. Alle jedoch lieben Joseph (meist Osarsiph genannt), der nicht weiß, wie ihm geschieht. Bei der Feldarbeit fühlt er sich wohler sich mit Potphars frustrierter Gattin.

... "wunderschöner" Joseph fad

Joseph soll wunderschön und eine Projektionsfläche für die Lüste der anderen sein. Florian Teichtmeister versucht, so blass und naiv wie möglich zu bleiben. Ihm gegenüber steht eine dick überschminkt Sandra Cervik, die nicht so recht dazupassen will. Selbst die skandalöse Fast-Liebesszene scheitert, begleitet von einem witzlosen Lispeln Nurs, die sich vor heißem Verlangen in die Zunge gebissen hat.

Halbnackter "Wolford"-Chor

Auch mit dabei: Ein überdrehter, spärlich bekleideter Jungmädchen-Chor, der wie eine Schar von Wolford angezogener Gänschen wirkt.

Für eine echte Wiederentdeckung der 1926-43 entstandenen Romane findet er jedoch kaum Argumente. Die Buchhandlungen brauchen wohl nicht umdisponieren: Im Weihnachtsgeschäft dürfte "Fifty Shades of Grey" knapp vorne bleiben.

Thomas Mann: "Joseph und seine Brüder - Die Berührte"

Fassung von Herbert Schäfer

Regie: Günter Krämer,

Mit Tonio Arango, Sandra Cervik, Florian Teichtmeister, Erni Mangold

Weitere Vorstellungen: 6.-8.12., 14.-16., 26.-28.1.2014

Karten: 01 / 42700-300,