Ein weiterer antisemitischer Vorfall erschüttert die jüdische Gemeinde in Davos: Vergangenen Dienstag wurde ein 20-Jähriger aus Zürich, der zurzeit die Talmud-Schule im Dorfzentrum von Davos besucht, von einem Mann beschimpft. E. H.* war gerade aus einem Bus gestiegen, als ein Passant ihn beleidigte. Juden seien in Davos nicht erwünscht, fluchte der Angreifer.
Der Vorfall wird vom Opfer selbst und von Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG), bestätigt.
Wie E. H. auf Anfrage erzählt, sei er in dem Moment unter Schock gestanden. Er habe die Polizei nicht alarmiert, es seien die Zeugen des Vorfalls gewesen, die das Opfer in Schutz nahmen. "Eine Frau erzählte den Beamten, dass der Mann Juden sogar als Ratten bezeichnete. Ich war in dem Moment einfach nur beleidigt."
E. H. stellte den schimpfenden Mann zur Rede. "Es ist nicht mein Ziel, Probleme zu machen. Ich will nicht, dass er dafür gebüßt wird oder ins Gefängnis kommt. Ich habe das Gespräch mit ihm gesucht", sagt der Student. H. erklärte dem seit 20 Jahren in Davos wohnhaften Deutschen, er solle seine Wut nicht an ihm auslassen.
Nach einigen Minuten habe der Angreifer sein Fehlverhalten schließlich eingesehen. Für E.H. ist der Austausch die einzige Art und Weise, die Probleme zwischen den Davosern und der jüdischen Gemeinschaft zu lösen.
Jetzt wolle er nur noch sein Studium in Frieden weiterführen können, sagt H. zum Schluss.
* Name der Redaktion bekannt