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Juncker "staunt" über Trödeln bei Zeitumstellung

Der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kritisiert die EU-Mitgliedsstaaten in Sachen Zeitumstellung.

Heute Redaktion
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Jean-Claude Juncker muss sich wundern.
Jean-Claude Juncker muss sich wundern.
Bild: picturedesk.com/APA

"Ich komme aus dem Staunen nicht heraus", sagt der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker dieser Tage zum deutschen TV-Sender "ARD". Es geht ihm um die Abschaffung der Zeitumstellung, die für Juncker viel zu langsam geht.

Abschaffung dauert noch

Dass sich das so lang hinzieht, obwohl es prinzipiell eine Einigung gibt, dafür hat Juncker kein Verständnis. Er kritisiert die Mitgliedsstaaten für ihre Untätigkeit: "Wenn die Kommission nicht alles regelt, können es die Mitgliedsstaaten unter sich nicht regeln", sagt er.

Deshalb gibt es die Zeitumstellung: Seit 1980 dreht Österreich im Frühjahr und Herbst an der Uhr. Ursprünglich ging es um bessere Energienutzung: Abends ist es dadurch eine Stunde länger hell. Geklappt hat das aber Experteneinschätzungen zufolge nicht. Im Sommer machen die Menschen zwar abends seltener das Licht an. Dafür wird im Frühjahr und Herbst in den Morgenstunden mehr geheizt, denn die Sonne geht während der Sommerzeit später auf. Damals wie heute hat die Zeitumstellung viele Kritiker.

Er wisse aus vielen Gesprächen, dass die Zeitumstellung "ein Problem darstellt, und das wollte ich abschaffen", so Juncker. Der nächste Schritt: Die EU-Staaten müssen sich entscheiden, ob sie dauerhaft Sommer- oder Normalzeit haben wollen.

Große Mehrheit für Abschaffung

Das Vorhaben, die Zeitumstellung abzuschaffen, geht auf eine EU-weite öffentliche Bürgerbefragung zurück. 4,6 Millionen Menschen beteiligten sich daran, 84 Prozent von ihnen sprachen sich für die Abschaffung der Zeitumstellung aus.

Die Mehrheit dabei ist beeindruckend, weniger aber die Teilnehmerzahl. 4,6 Millionen, das sind nicht einmal 1 Prozent der EU-Bevölkerung. Der Großteil der Teilnehmer, 3 Millionen, kam zudem aus Deutschland. Als repräsentativ kann die Umfrage also nicht gewertet werden.

Die Zeitumstellung wurde in Folge aber auch Wunsch des EU-Parlaments, dass ich für eine Abschaffung bis 2021 aussprach. Bisher hapert es aber an Grundsätzlichem: Mehr als ein Jahr nach der Abstimmung haben sich noch nicht einmal alle EU-Staaten festgelegt, welche Zeit sie in Zukunft dauerhaft haben wollen.

Österreich ist in diesem Punkt nicht säumig, unter der früheren türkis-blauen Regierung sprach man sich für die dauerhafte Sommerzeit aus.