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Mietabsage für Familie, weil Eltern aus Türkei sind

Heute Redaktion
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Eine junge Familie wollte sich ihren Wohntraum erfüllen. Doch als der Vermieter merkte, dass die Interessenten Migrationshintergrund haben, sagte er ab.

Melina und Emil (Namen von der Redaktion geändert), beide österreichische Staatsbürger, sind seit zwei Jahren glücklich verheiratet. Ihre Tochter Celina machte vor acht Monaten das Liebesglück perfekt und nun ist das zweite Kind unterwegs. Doch in der 2-Zimmerwohnung im Bezirk Gänserndorf wird es der jungen Familie dann aber doch zu eng. Also entschlossen sie sich in ein Haus einzumieten.

Nach einer Recherche im Internet wurde die Jungfamilie auf eine Anzeige aufmerksam: "Einfamilienhaus in Ruhelage mit Swimmingpool". Sowohl der Preis, als auch der Ort schien für Melina und Emil in Ordnung zu sein, also riefen sie die Telefonnummer des Maklers an und vereinbarten einen Besichtigungstermin.

Kurz vor dem abgemachten Termin kam dann ein überraschender Anruf mit einigen kuriosen Fragen. Der Makler wollte im Auftrag des Vermieters wissen, welche Staatsbürgerschaft die junge Familie habe. Emil dachte zunächst an nichts Schlechtes und antwortete, sie seien Österreicher.

"Eigentümer vermietet nicht an Türken"

Daraufhin die nächste Frage: "Aber woher kommen Sie genau?" Da wurde dem Familienvater etwas mulmig, doch er erzählte dem neugierigen Herren am Telefon, dass seine Wurzeln ursprünglich in der Türkei wären. Seine Eltern seien bereits in Österreich aufgewachsen und er ebenfalls. Doch die plötzliche Absage kam wie ein Schlag ins Gesicht: "Der Eigentümer vermietet nicht an Türken. Tut mir leid." Der Immobilienmakler entschuldigte sich und bot an ein anderes Wohnobjekt zu suchen.

Die erlebte Diskriminierung und den Rassismus, mit dem die junge Familie konfrontiert wurde, möchte sie aber nicht auf sich sitzen lassen. "Ich war schockiert, als ich den Grund für die Absage hörte. Mein Mann und ich sind in Österreich geboren und aufgewachsen. Wir arbeiten beide und haben noch nie Hilfe vom Staat in Anspruch genommen.", erzählt Melina im "Heute"-Gespräch. Umso mehr tut es den jungen Eltern leid, in ihrer Heimat so diskriminiert zu werden: "Sowas ist einfach nicht fair."

"Heute" konfrontierte daraufhin den Immobilienmakler mit den schweren Rassismus-Vorwürfen. Er bestätigte im Gespräch mit "Heute", dass der Eigentümer das Haus nicht an die Jungfamilie vermieten wolle: "Der Besitzer kann sich schließlich selbst aussuchen, an wen er vermieten möchte."

Kurz nach dem Gespräch war die Anzeige auf der Onlineplattform nicht mehr auffindbar.

Mögliches Verstoß gegen Gesetz



Die Gleichbehandlungs-Anwältin Grabner-Drews stellte auf "Heute"-Anfrage klar, dass es sich hierbei um einen möglichen Verstoß gegen das Gesetz handeln könnte.

"Wenn das tatsächlich der Ablehnungsgrund war, könnte das eine Diskriminierung nach dem Gleichbehandlungsgesetz darstellen. In dem Fall hätte die Familie zwar kein Recht auf den Mietvertrag, aber auf Schadensersatz", so Grabner-Drews. (mz/mp/sh)