Politik

Junglehrer fordern bei Demo Reform-Neustart

Heute Redaktion
Teilen

Rund 400 Junglehrer gingen am Montagabend in Wien auf die Straße, um ihren Unmut über die von der scheidenden Regierung auf den Weg gebrachte Reform des Dienstrechts kund zu tun. Sie befürchten eine drastische Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung und Qualitätsverlust durch mangelnde Vorbereitungszeit.

Die Demonstranten marschierten vom Hauptgebäude der Uni Wien zum Bundeskanzleramt. Die von der Gewerkschaft unabhängige  fordert von der künftigen Regierung einen Neustart bei der Lehrerdienstrechtsreform.

"Mehr Unterrichtsstunden = weniger Zeit zum Vorbereiten = 'bestmöglicher Unterricht'?" wurde auf einem Schild die "SPÖ-Logik" kritisiert. Auf anderen Transparenten wurde "Gegen die Ausbeutung von JunglehrerInnen" mobil gemacht oder "Stop dem medialen Rufmord" an Lehrern gefordert.

Sprecherin: "Muss am Grundgerüst gerüttelt werden"

Elisabeth Denscher, Sprecherin der im Sozialen Netzwerk Facebook entstandenen Initiative, begründete das Engagement der Junglehrer und Unterrichtspraktikanten damit, dass "das Lehrerdienstrecht so auf keinen Fall kommen darf". Wenn man wirklich die mehr als 1.700 Stellungnahmen, die zum Gesetzesentwurf eingegangen sind, einarbeiten wolle, "muss am Grundgerüst gerüttelt werden", forderte sie unter dem Applaus der Protestierenden.

Die geplante Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung auf 24 Stunden würde in der Praxis bis zu sieben Stunden mehr in der Klasse bedeuten, verwies Denscher auf die Regelung, dass an AHS und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) korrekturintensive Fächer derzeit höher bewertet werden und damit zu einer verringerten Unterrichtsverpflichtung von rund 17 Stunden führen. "Das bedeutet bis zu 40 Prozent mehr Zeit in der Klasse."

Dazu kämen Unterrichtsvor- und -nachbereitung, Sprechstunden, Konferenzen, Projekttage, Erstellung von Unterrichtsmaterial und Gespräche mit Eltern und Schülern - das wären insgesamt 12 Stunden mehr pro Woche, rechnete sie vor. "Lehrer sein ist alles andere als ein Halbtagsjob, wir sind jetzt schon sehr ausgelastet!"

Furcht vor Überforderung, Burnout und Job-Flucht

Dass das Unterrichtsministerium nur von einer Umschichtung der Arbeit ins Klassenzimmer spricht, ist für sie Hohn. "Wenn das keine Arbeitszeiterhöhung ist, dann ist das ein verdammter Qualitätsverlust", denn einsparen könnten Lehrer in Wirklichkeit nur bei Vor- und Nachbereitung. Sie warnte davor, dass der Plan der Regierung zu Überforderung, Burnout und Flucht aus dem Lehrerberuf führen würde. "Eine Arbeitszeiterhöhung bei gleichzeitigen Lohneinbußen - das geht auf gar keinen Fall."

Massive Kritik übte Denscher auch an dem Plan, dass Lehrer auch in Fächern eingesetzt werden sollen, für die sie nicht ausgebildet wurden. "Man sagt auch nicht einem Apotheker, er soll einen Zahn ziehen oder einem Tischler, er soll ein Dach decken oder einer Bankmanagerin, sie soll Bildungsministerin werden, weil dabei kann nichts rauskommen", setzte es auch eine Spitze gegen Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), die mittlerweile ihren Rückzug aus der Politik angekündigt hat.

Die scheidende Regierung hatte Mitte August ohne vorherige Einigung mit der Gewerkschaft einen Gesetzesentwurf in Begutachtung geschickt. Gelten sollen die darin enthaltenen Regelungen nur für künftige Lehrer, die ab 2019/20 in den Job einsteigen. Die Lehrergewerkschaft erwartet durch die Reform Gehaltsverluste bis zu 500.000 Euro über das Berufsleben.

APA/red