Wetter

Juni 2021 war der drittwärmste der Messgeschichte

Im Schnitt 3,3 Grad zu warm, dazu noch extreme Trockenheit im Osten und schwere Unwetter am Alpennordrand. Der Juni 2021 im Wetter-Rückblick:

Leo Stempfl
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Anzahl der Hitzetage im Juni 2021
Anzahl der Hitzetage im Juni 2021
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Der Juni 2021 schließt im Flächenmittel über ganz Österreich betrachtet etwa 3,3 Grad wärmer als im klimatologischen Mittel von 1981 bis 2010 ab. Damit reiht er sich auf Rang 3 der wärmsten Juni in der über 250-jährigen Messgeschichte Österreichs. Neben den hohen Temperaturen machten nach Angaben der Experten der Österreichischen Unwetterzentrale (www.uwz.at) vor allem die schweren Gewitter in der zweiten Monatshälfte und die extreme Trockenheit im Osten Schlagzeilen.

Im Vergleich zum Mittel von 1981 bis 2010 schließt der Juni 2021 im Flächenmittel mit einer Abweichung von +3,3 Grad deutlich zu warm ab. Sogar rund 4 Grad zu warm fällt der zurückliegende in einem Streifen vom Wipptal über das Salzburger Land bis zum Alpenostrand aus. Eine Spur geringer, aber mit +3 Grad gegenüber dem Durchschnitt noch immer beachtlich geht der Juni im Waldviertel sowie in von Vorarlberg bis Oberkärnten in die Geschichtsbücher ein.

„Alles in allem reiht sich der Juni 2021 in den Rekordlisten ziemlich weit vorne ein“, analysiert Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe der Unwetterzentrale. „Die Plätze 1 und 2 waren zwar mit den Juni-Monaten 2019 und 2003 unerreichbar, hinter uns liegt nichtsdestotrotz der drittwärmste Juni seit Messbeginn 1767.“ Der Trenz zu einem immer wärmeren Klima setzt sich also unvermindert fort, befinden sich doch in den Top 10 der wärmsten Juni gleich 8 aus den 2000er-Jahren.

Die Temperaturabweichungen im Juni 2021
Die Temperaturabweichungen im Juni 2021
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Verhaltener Start – heiße 2. Halbzeit

Verantwortlich für diesen deutlich zu warmen Monat war eine ausgeprägte Hitzewelle, die das Land in der zweiten Monatshälfte fest im Griff hatte. Andau im Seewinkel kommt auf 14 Tage mit Temperaturen von mehr als 30 Grad, 10 waren es in Wien und Innsbruck. In einem durchschnittlichen Juni der vergangenen Jahrzehnte gibt es in diesen beiden Städte nur 4 bzw. 6 solcher sogenannten Hitzetage. Selbst in Mariapfarr (Salzburg) und Flirsch (Tirol) auf über 1100 Metern Seehöhe kletterte die Temperaturen zumindest einmal über die 30-Grad-Marke. Den absoluten Höchstwert teilen sich indes Güssing und Leibnitz mit 35,3 Grad.

Dabei erinnerte zu Monatsbeginn relativ wenig an den startenden Sommer, froren doch höhere Tallagen wie Seefeld und Radstadt bei leicht frostigen Nachttemperaturen.

Verbreitet zu trocken

Die Schattenseiten der Hitzewelle war die markante Trockenheit, die vor allem im Osten rekordverdächtige Ausmaße annahm. Landesweit fehlen gut 40 Prozent Regen auf eine ausgeglichene Niederschlagsbilanz, von Salzburg und Kärnten ostwärts beträgt das Defizit sogar vielerorts 70 bis 90 Prozent. In Wien beispielsweise sind im Juni nicht mehr als 8 Liter pro Quadratmeter gefallen – in einem durchschnittlichen Juni sind es 70 l/m². Damit liegt in der Bundeshauptstadt der trockenste Juni der Messgeschichte hinter uns. Noch weniger Regen fiel lokal im Nordburgenland.

Niederschläge im Juni 2021
Niederschläge im Juni 2021
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Schwere Unwetter beenden Hitze

Die Hitzewelle ging in den vergangenen Tagen mit schweren Gewittern zu Ende, diese sorgten vor allem in einem Streifen vom Flachgau bis ins nördliche Weinviertel für erhebliche Schäden durch Hagel, Starkregen und Sturm. In diesen Regionen kamen teilweise über 100 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen, an der Spitze aller Wetterstationen liegt Kollerschlag mit 165 l/m². Wenig überraschend ist der Grenzbereich zu Bayern und Tschechien in Ober- und Niederösterreich auch die einzige Region im Land, die überdurchschnittliche Regenmengen aufweist. Auch hier liegt das Mühlviertel mit einem Plus von 60 bis 80% an der Spitze.

Sonne macht Überstunden

Passend zum heißen Wetter speziell in der zweiten Monatshälfte machte auch die Sonne im Juni zahlreiche Überstunden. Die meisten Sonnenstunden wurden in Mörbisch am Neusiedler See gemessen, 384 Stunden bedeuten im Schnitt fast 13 Stunden an jedem einzelnen Tag. Im landesweiten Mittel steht am Ende des Monats bei den Sonnenstunden ein sattes Plus von knapp 50 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel. Exemplarisch hierbei sei Bad Mitterndorf genannt: statt wie üblich 177 Sonnenstunden konnte man im obersteirischen Kurort in diesem Juni 288 Sonnenstunden zählen, das Plus beträgt hier rund fast 70 Prozent.

Die Juni-Höchstwerte 2021
Die Juni-Höchstwerte 2021
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Extremwerte Juni 2021
Höchste Temperaturen
35,3 Grad Leibnitz-Wagna (ST, 24.) + Güssing (B, 29.)
35,2 Grad Lutzmannsburg + Graz-Strassgang (beide ST, 24.)
35,0 Grad Bad Gleichenberg (ST, 21.)
34,7 Grad Graz-Universität + Gleisdorf (ST, 24.)
34,6 Grad Kleinzicken (B, 24.) + Bad Radkersburg (ST, 24.) + Leoben + Deutschlandsberg (beide ST, 21.)
Tiefste Temperaturen unter 1000 m Seehöhe
-0,3 Grad Radstadt (S, 01.)
+0,9 Grad Zeltweg (ST, 01.)
+1,0 Grad Summerau (OÖ, 01.) + Achenkirch (T, 01.)
Nasseste bewohnte Orte
168 Liter pro Quadratmeter Mittelberg (V)
165 Liter pro Quadratmeter Kollerschlag (OÖ)
163 Liter pro Quadratmeter Rohrbach (OÖ)
159 Liter pro Quadratmeter Warth (V)
157 Liter pro Quadratmeter Braunau/Ranshofen (OÖ)
Trockenste Orte
2 Liter pro Quadratmeter Podersdorf (B)
3 Liter pro Quadratmeter Andau (B)
5 Liter pro Quadratmeter Nexing/Sulz im Weinviertel (NÖ)
Sonnigste Stationen
384 Sonnenstunden Mörbisch (B)
375 Sonnenstunden Podersdorf (B)
374 Sonnenstunden Tullnerfeld (NÖ)
Stärkste Windspitzen Niederungen
119 km/h Salzburg (Flughafen) (S, 23.)
106 km/h Rohrspitz (V, 29.)
105 km/h Lienz (T, 26.)
Stärkste Windspitzen Berge
118 km/h Buchberg (NÖ, 29.)
114 km/h Patscherkofel (T, 23.) + Rudolfshütte (S, 24.)
110 km/h Loferer Alm (S, 23.)

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