Österreich

Justiz-Groteske um den Einsatz von Pfefferspray

Heute Redaktion
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Pfeffersprays sind in Wien fast ausverkauft. Doch wer sie einsetzt, kann selbst belangt werden. Pograpschen allein reicht nicht als Attacke aus. "Heute" klärt auf.

Pfeffersprays sind in Wien fast ausverkauft. Doch wer sie einsetzt, kann selbst belangt werden. Pograpschen allein reicht nicht als Attacke aus. "Heute" klärt auf.

Erlaubt ist der Erwerb von Pfefferspray in Österreich ab 18 Jahren. "Jeder hat das Recht, sich selbst zu schützen", heißt es von der Wiener Polizei. Wer den Spray einsetzt, müsse sich aber dessen bewusst sein, dass man "rechtlich zur Verantwortung gezogen wird, wenn man jemanden attackiert." Aber wann dürfen sich Frauen mit Pfefferspray wehren?

"In einer Notwehrsituation darf man Pfefferspray verwenden", sagt Rechtsanwalt Johannes Öhlböck. Soll heißen: Wenn "Leben, Freiheit, Eigentum oder körperliche Unversehrtheit" bedroht werden. Ob das der Fall ist, werde im Einzelfall beurteilt. Beispiel für eine Notwehr-Situation: "Wenn jemand mit dem Messer auf einen zukommt und sagt: ,Ich steche dich ab‘".

Bei Raub angemessen, bei Pograpschen nicht

Grotesk: Auf den Po greifen reicht vermutlich nicht. Wenn jemand zugleich die Handtasche wegreißt, sei das schon eher eine Situation, in der Pfefferspray eingesetzt werden kann, so der Anwalt. Aber: Wer nicht in Notwehr sprayt und jemanden verletzt, dem droht eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Wichtig ist auch, dass der Angriff während der Gegenwehr noch läuft: "Er muss unmittelbar drohend oder gegenwärtig sein", so Öhlböck. Also: Täter lässt vom Opfer ab, die Frau sprayt ihn an – das ist Körperverletzung. Grotesk, aber wahr.

Der Anwalt rät trotzdem nicht von Pfeffersprays ab: "Man hat Verantwortung, aber wenigstens auch eine Wahl."

Expertin rät ab

"Ein Einsatz von Pfefferspray kann problematisch sein. Wenn man jemanden verletzt, kann er Anzeige erstatten", sagt Frauenhelpline-Chefin Maria Rösslhumer. In einer Notsituation seien laute Taschenalarme oder schrille Pfeifen oft "besser als Pfefferspray".

"Wichtig ist, dass man sich wehrt, etwa laut schreit und den Täter klar konfrontiert", empfiehlt Rösslhumer. Ihr Tipp: Mit der  Hilfe rufen.

Mehr Wiener kaufen Waffen


370 Waffenbesitzkarten wurden im Dezember 2015 in Wien ausgestellt. "Die Zahl ist angestiegen", so Polizeisprecher Patrick Maierhofer. 113 wurden im September, 177 im Oktober und 234 im November 2015 ausgestellt.
2014 waren es weniger: Im Jänner wurden 86, im Februar 123 und im März 112 ausgestellt.