Österreich
Justizpanne: Täter und Opfer in selbe Zelle gesteckt
Die Causa um die Messerstecherei in der Pizzeria Camorra ist um ein skurriles Detail reicher. In der Justizanstalt Josefstadt waren der mutmaßliche Täter und sein Opfer sechs Wochen lang in derselben Zelle untergebracht - und das, nachdem der eine den anderen beinahe umgebracht haben soll.
Der 28-jährige Marokkaner war wegen Mordversuchs angeklagt, er soll seinem 24-jährigen Landsmann am 2. April 2014 in der Pizzeria Camorra einen lebensgefährlichen Bauchstich versetzt haben. Der jüngere Mann war wegen eines kleineren Delikts ebenfalls eingesperrt - in derselben Zelle.
Diese Situation war für das Opfer nicht angenehm, seinem Rechtsvertreter zufolge hat sich der junge Mann vor dem mutmaßlichen Täter gefürchtet. Aus juristischer Sicht ist die gemeinsame Unterbringung ebenfalls fragwürdig, weil es zwischen Täter und Opfer zu gegenseitiger Beeinflussung kommen kann.
Von Seiten der Justizanstalt bedauert man den Fehler, so etwas komme einmal in tausend Jahren vor "und leider gerade bei uns", so ein Sprecher gegenüber Ö1. Allerdings habe sich der 24-Jährige nie beschwert. Was der Opfer-Anwalt anders sieht, er räumt aber mögliche Verständigungsschwierigkeiten ein.
Die Staatsanwaltschaft achtet üblicherweise darauf, dass Komplizen nicht gemeinsam in einer Zelle einsitzen, um mögliche Absprachen zu vermeiden. Das Computersystems der Haftanstalt ist sogar mit den Täterdaten der Staatsanwaltschaft verknüpft, nicht aber mit den Opferdaten.
Das Verfahren gegen den 28-Jährigen ist übrigens mit der Bestätigung eines rechtskräftigen Freispruchs zu Ende gegangen.