Wirtschaft

Das sagt Lungenarzt zur hippen E-Zigarette "Juul"

Seit Ende Juni gibt es die E-Zigaretten von Juul in Österreich. Die Fakten zum Markteintritt – und die medizinische Einschätzung.

Heute Redaktion
Teilen
Picture

Juul will 1,7 Millionen Rauchern in Österreich einen Weg bieten, vom Tabak wegzukommen. Das verkündete das US-Unternehmen zum kürzlichen Marktstart in Österreich Mit den E-Zigaretten bietet die Firma nach eigenen Angaben eine gesündere Alternative zur Verbrennungszigarette.

Doch um das Unternehmen gibt es Kontroversen: In den USA ist das Produkt nicht nur bei Tabakrauchern, sondern auch bei Jugendlichen, die vorher gar nicht geraucht haben, beliebt.

Was Juul dazu sagt und wie ein Lungenfacharzt das Produkt einschätzt.

Konzentration

In den USA gibt es Produkte mit 59 Milligramm pro Milliliter. Gesetzliche Richtlinien in der EU besagen, dass Vaping-Produkte nicht mehr als 20 Milligramm Nikotin pro Milliliter enthalten dürfen. Darum hat Juul den Nikotingehalt in Österreich auf diesen Wert reduziert.

Allerdings könne man den Nikotingehalt nicht einfach mit normalen Zigaretten vergleichen, sagt Lukasz Antoniewicz von der Abteilung für Pulmologie an der Meduni Wien zu "Heute.at". Denn Juul verwendet ein spezielles Nikotin-Salz. "Nikotin kann in dieser Form viel besser und schneller über die Lunge aufgenommen werden", so der Mediziner. Somit wird ein höherer Prozentgehalt des Nikotins ins Blut aufgenommen.

Und: "20 Milligramm mag nach wenig klingen aber man braucht äußerst geringe Mengen an Flüssigkeit: Eine Juul-Ladung (Pod) enthält nur 0,7 ml an Flüssigkeit. Kleinste Mengen werden verdampft und ein Großteil des Nikotins aufgenommen. Diese kleine Menge von 0,7 ml entspricht wenn inhaliert etwa dem Nikotingehalt eines Päckchens konventioneller Zigaretten mit 20 Stück."

Gesundheit

Juul betont, dass die Produkte zwar Nikotin enthalten, beim Vaping aber viel weniger Schadstoffe entstehen, als bei der Tabakverbrennung. Das bestätigt Antoniewicz grundsätzlich, merkt aber an, dass auch der Dampf potentiell gesundheitsgefährdende Substanzen enthält.

"Die Basisstoffe der zu verdampfenden Flüssigkeit (Propylenglykol und Glycerol) sind zwar in der Lebensmittelindustrie für die orale Aufnahme zugelassen, es ist jedoch unklar welche Langzeitwirkung das chronische Erwärmen und Inhalieren dieser Stoffe auf die Lunge und den Körper hat", sagt der Mediziner. "Man muss darauf hinweisen dass wir noch keine Langzeitdaten bei E-Zigaretten-Anwendern haben."

Nikotin

Selbst bei deutlich weniger Schadstoffen bleibt das Nikotin – und das ist nicht ungefährlich, sagt der Experte: "Nikotin ist giftig und macht süchtig." Es werde darüber spekuliert, dass der Stoff einen negativen Effekt auf Gefäße haben könnte, was die Entwicklung von Aderverkalkungen fördern würde.

"Nikotin in niedrigen Dosen ist hochgiftig für Kleinkinder die an einer Nikotinvergiftung sterben können", warnt Antoniewicz. "Nikotin kann nämlich auch über die Haut aufgenommen werden. Seit Einführung der E-Zigaretten ist die Zahl der Nikotinvergiftungen in den Vereinigten Staaten deutlich angestiegen. Die bunten und wohlriechenden Füllungsflaschen sind gefährlich für Kinder."

Rauchentwöhnung

Juul sieht sich als Möglichkeit für Raucher, vom Tabak wegzukommen und schließlich komplett mit dem Rauchen oder Dampfen aufzuhören. Laut Antoniewicz besagt eine aktuelle Studie, dass dass E-Zigaretten wie Kaugummi und Pflaster eventuell zur Rauchentwöhnung herangezogen werden können.

Aber: "Es gibt Studien, die genau das Gegenteil behaupten und sogar zeigen, dass die Doppelanwendung (Zigaretten plus E-Zigaretten) gefördert wird." Bei Pflastern oder Kaugummis seien wesentlich länger auf dem Markt – und damit die gesundheitlichen Risiken besser erforscht.

Jugendschutz

Juul wird in Österreich vom Großhandelspartner Tobaccoland vertrieben und in etwa 1.000 Trafiken verkauft. Offiziell richtet sich das Produkt an erwachsene Raucher. Um den Jugendschutz zu wahren, setzt das Unternehmen auf Alterskontrollen, Schulungen der Händler und Testkäufe. Bei mehrmaligen Verstößen soll die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Händlern beendet werden.

Verpackung

Auf den Päckchen gibt es gut sichtbare Nikotinwarnungen. Ansonsten sei die Verpackung neutral gestaltet, verspricht Juul. Tatsächlich sind die Päckchen hauptsächlich in Weiß gehalten. Die Warnung lautet: "Dieses Produkt enthält Nikotin: einen Stoff, der sehr stark abhängig macht."

Die Firma weist zudem daraufhin, dass Juul für die Aromen bewusst Bezeichnungen gewählt hat, die auf Erwachsene ausgerichtet sind. Sie heißen: Rich Tobacco, Mint, Mango und Apple. Jugendliche sollen sich nicht davon angesprochen fühlen.

Preis

Für ein Dampfgerät inklusive Ladestation und vier Kartuschen empfiehlt Juul einen Preis von 34,99 Euro. Ein Nachfüllpaket mit vier Kartuschen kostet 12,99 Euro.