Szene

Kabarettist Klaus Eckel: "Ich bin eine Teekanne"

In seinem Buch „AllerDings“ wird Klaus Eckel zum Gegenständeversteher. In "Heute" verrät der Kabarettist, warum er eine Teekanne ist.

Amra Duric
Teilen
Kabarettist Klaus Eckel
Kabarettist Klaus Eckel
Johannes Zinner

Warum nicht? Eine Jogginghose, die gekränkt ist, ein dementer Kühlschrank, ein Doppelbett, dass sich über die darin Liegenden so seine Gedanken macht. In seinem Buch "AllerDings" (Schultz & Schirm, € 22,–) wird Klaus Eckel zum Gegenständeversteher – und lässt den Alltag zu Wort kommen. In "Heute" verrät der Kabarettist, warum er eine Teekanne ist und mit welchem Gegenstand er eine Beziehung führt. Eckel über…

-
Sein Buch

"Die Menschen spiegeln sich in Gegenständen wieder. Manche sind ein Fahrradhelm, weil sie sehr vorsichtig sind. Manche sind ein Tisch, weil sie gerne im Mittelpunkt stehen. Ich bin eine Teekanne, weil ich am Tisch gerne im Mittelpunkt stehe, gelegentlich kommt Dampf raus und oft pfeif‘ ich vor Erschöpfung aus dem letzten Loch." Den teuersten Gegenstand, den sich Eckel gegönnt hat? "Das war ein Rennrad. Ich habe ein Jahr darauf hingespart und wollte dann auch genau das Rad aus der Auslage." Radeln tut aber mittlerweile jemand anderer damit. "Ich habe es dann irgendwann wieder verkauft."

-
Corona

"Der Entzug von Menschen hat mich kalt erwischt, aber dadurch, dass ich wieder auftrete und Leute zum Lachen bringen kann, ist der Coronablues überwunden. Dafür bin ich sehr dankbar."

-
Dinge

"Schwerter und Hammer waren früher wichtig. Heute ist es ein Ladekabel. Die Menschen hatten früher auch weniger Gegenstände. Heute haben wir im Durchschnitt 15.000 Dinge. Ich habe derzeit eine Liebesbeziehung zu meiner Munddusche. Die kann nix außer Wasser verdichten, aber mein Gebiss fühlt sich danach besser an." Doch nicht alle Dinge geben dem 47-jährigen Wiener ein gutes Gefühl. "Ich bin nicht gut darin Sachen zu reparieren. Ich bin ungeschickt und ungeduldig, das ist eine tödliche Kombination. Wenn man versucht eine Waschmaschine zu reparieren, hört man sie leise kichern, weil sie weiß, dass man es falsch macht. Drei Stunden später ist es dann schlimmer als zuvor und man kann nur noch seine Nerven in die Waschmaschine werfen."

-
Entrümpeln

"Ich habe eine Flasche, die, wenn man sie aufzieht, ein russisches Volkslied spielt. Die Flasche ist bereits in dritter Generation in unserer Familie. Sie ist zwar so schiach, aber ich geb‘ sie trotzdem nicht her. Auch die schiache Dokumentenplastikhülle meiner Großmutter nicht." Verleihen tut Eckel hingegen liebend gerne. "Ich bin ein richtiger Verleih-Junkie. Das Letzte das ich verliehen habe war ein Surfbrett. Das habe ich noch nicht zurückbekommen, aber es fehlt mir auch nicht. Wenn man sich überlegt, dass Gegenstände eine Seele haben, dann wären die doch unendlich traurig, wenn sie tagelang nur herumstehen würden, weil sie niemand braucht."

-
Projekte

"Im Herbst wird ein ORF-Film gedreht, den ich geschrieben habe. Es wird um Kinderspielzeug gehen. Außerdem wird es nächstes Jahr ein neues Programm von mir geben."

Klaus Eckel wurde 1974 in Wien geboren und arbeitete zuerst als Logistiker, bevor er Kabarettist wurde. Seit 2001 steht er auf der Bühne, bisher zeigte er neun Soloprogramme. Für sein aktuelles Programm "Ich werde das Gefühl nicht los" erhielt der 47-Jährige den Österreichischen Kabarettpreis. Zu sehen ist das Programm derzeit auf Viktor Gernots Praterbühne. 
2016 veröffentlichte Eckel "Aprés Ski: Ruhe da oben!" beim Verlag Schultz & Schirm. In "AllerDings" nimmt sich der Autor dem Gedanken an: Was würden unsere Gegenstände erzählen, wenn sie sprechen könnten und hält damit auch Leser und Leserinnen dazu an, darüber nachzudenken wer sie sind und wer sie sein wollen. 
Alle Auftritte von Klaus Eckel gibt's unter www.klauseckel.at

1/5
Gehe zur Galerie
    Mörbisch-Intendant <strong>Alfons Haider</strong> und seine Mutter Anna
    Mörbisch-Intendant Alfons Haider und seine Mutter Anna
    Andreas Tischler