Österreich

Kaffeehaus-Legende "Herr Herbert" geht in Pension

Tränen am letzten Tag: Nach 42 Jahren wurde Oberkellner Herbert Seidlberger im Landtmann verabschiedet.

Heute Redaktion
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Mit Smoking, Mascherl und schwarzem Gilet – so, wie man ihn kennt – kam Ober-Legende "Herr Herbert" am Montag zu seiner Verabschiedung im "Café Landtmann". Eine Träne im Augenwinkel konnte Herbert Seidlberger (57) nicht verbergen. "Jetzt drehen sich die Rollen um", lächelt Café-Mozart-Chefin Andrea Winkler, während sie ihrem "Herrn Herbert" Milch in den Kaffee gießt. Denn: Ab sofort ist die Ober-Legende nach 42 Jahren in den Cafés Landtmann und Mozart in Pension – und geht selbst nur mehr als Gast ins Kaffeehaus. Welchen Kaffee er selbst gern trinkt? "Einen großen Capo", also einen schwarzen Kaffee mit einem Tropfen Milch.

Herr Herbert: "Menschlichkeit ist das Wichtigste"

"Ich bin oft gefragt worden: Jetzt machst du das schon so lang in der gleichen Branche. Wird dir nicht fad? Ich habe gesagt: Es ist jedes Jahr besser geworden. Und ich habe Super-Stammgäste."

Herrn Herberts Markenzeichen: Am Telefon meldete er sich immer mit: "Herzlich willkommen im wunderschönen Café Mozart". Das werde es jetzt nicht mehr geben, so Andrea Winkler.

Als Jugendlicher merkte Herbert Seidlberger: Die Ausbildung als Elektro-Reparateur war nichts für ihn. "Ich habe eine Annonce gesehen und mich im Landtmann beworben." Was das Wichtigste am Beruf Kellner ist? "Menschlichkeit und das Eingehen auf die Leute". Das Schönste an seinem Job im Café Mozart? "Wenn man in der Früh aufsteht und sich auf die Arbeit freut – auf die Kollegen und die Gäste." Und: "Jeder Tag ist anders – und wie ein Marathonlauf. In der Früh geht es langsam los, zu Mittag spürt man das Adrenalin, am Abend ist man fertig - und weiß, warum."

Ein Stammgast war Falco – "ein klasser Bursch", sagt Seidlberger, ein anderer Staatsoperndirektor Dominique Meyer. Eine Anekdote erzählt Arbeiterkammer-Chef Rudi Kaske. "Es gab an einem Tag ein Mittagsmenü mit Spinat, Spiegelei und Leberkäse. Eine Dame hat gefragt, ob sie statt Ei Röstkartoffeln und statt Leberkäse Rindfleisch haben kann. Herr Herbert hat gemeint: 'Kein Problem, ich bestelle eine Portion Tafelspitz.'"

Drei Urlaube und Zeit für die Enkerl

In der Pension will sich "Herr Herbert" um seine Enkel kümmern. "Ich schreibe jetzt die Geschichten auf, die ich ihnen erzähle." Außerdem wird er viel Zeit in seinem Simmeringer Schrebergarten verbringen. Und: "Ich habe drei Urlaube geplant – nach Ungarn, Kroatien und in die Steiermark."

26 Jahre im Café Mozart

16 Jahre lang war er im Café Landtmann, danach ganze 26 Jahre lang im Café Mozart. Zur Verabschiedung kam nicht nur die Cafetier-Familie Querfeld, sondern auch Stammgäste, Kollegen und Familie. "Wir haben Herbert Seidlberger vor 42 Jahren als Lehrling aufgenommen", erinnert sich Anita Querfeld. Damals war der "Herr Robert" noch Oberkellner. "Er hat gemeint, die Seidlberger-Buben kann man alle nehmen", schmunzelt Anita Querfeld. Der "Herr Robert" kannte schon Herbert Seidlbergers Bruder.

"Mit Leib und Seele Kellner"

Nach seiner Lehrzeit im Landtmann wurde Herbert Seidlberger sofort eingesetzt. Dann übernahm die Familie Querfeld 1992 das Café Mozart. "Der damalige Bürgermeister Helmut Zilk hat damals meinen Mann angerufen und gemeint, wir könnten das Café Mozart haben – und wir mussten uns über Nacht entscheiden", erinnert sich Anita Querfeld. "Wir gaben Herbert Seidlberger die Chance, zum Oberkellner zu werden." Und im Café Mozart blieb "Herr Herbert" dann die nächsten 26 Jahre.

Fix ist: Jetzt hat Herbert Seidlberger endlich mehr Zeit für seine Familie. Mit Ehefrau Renata ist er seit 1985 verheiratet, hat zwei Söhne und fünf Enkelkinder.

"Wir sind damals gemeinsam gewechselt", so Café-Mozart-Chefin Andrea Winkler. "Damals haben wir mit 12 Mitarbeitern angefangen, jetzt sind wir 62." Zu Beginn war unklar, ob das "Mozart" schnell Stammkunden gewinnen würde. "Viele kommen heute vorbei und sagen, der Herr Herbert hat mir das Rüstzeug mitgegeben", sagt Winkler. Herr Herbert hat im Laufe seiner Karriere viele Lehrlinge ausgebildet. "Er war mit Leib und Seele Kellner", ehrt ihn auch Arbeiterkammer-Chef Rudi Kaske.