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Kampusch-Entführer Priklopil filmte ihre Gefangensch...

Heute Redaktion
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In einem neuen Buch räumt der deutsche Ex-Kriminalbeamte Peter Reichard endgültig auf mit den Verschwörungstheorien rund um den Entführungsfall Natascha Kampusch. Als Grundlage dient ihm dabei die Auswertungen von Videos, die Priklopil während Kampuschs Gefangenschaft aufnahm.

In einem neuen Buch räumt der deutsche Ex-Kriminalbeamte Peter Reichard endgültig auf mit den Verschwörungstheorien rund um den Entführungsfall Natascha Kampusch. Als Grundlage dient ihm dabei die Auswertungen von Videos, die Priklopil während Kampuschs Gefangenschaft aufnahm.

Immer wieder tauchten auf. Entführungsopfer Natascha Kampusch selbst bestritt diese Theorien immer, daraufhin wurde sie von selbsternannten "Aufdeckern" mehrmals der Lüge bezichtigt. Doch die Heimvideos, die Wolfgang Priklopil vom Alltag von Kampuschs Gefangenschaft aufnahm, beweisen, dass die heute 28-Jährige stets die Wahrheit gesagt hatte.

Das Videomaterial zeigt keinerlei Hinweise auf eine pädophile oder sadomasochistische Veranlagung Priklopils, berichtet . Stattdessen legten sie Zeugnis ab von der "Banalität des Bösen", wie "Welt"-Chefredakteur Stefan Aust in einem Vorwort zum Buch schreibt.

Alltag voller Schikanen

Die Videoaufnahmen zeigen Geburtstage, Weihnachts- und Osterfeiern, dokumentieren aber auch den banalen Alltag der Schikanen. Priklopil genießt die Macht über die völlig unterernährte und ihm körperlich unterlegene Kampusch. Er schikaniert sie unaufhörlich, stellt willkürlich pedantische Regeln auf und bestraft sie - mit Vorliebe durch Essensentzug, aber auch durch brutale Schläge und Tritte. 

"Demütig gehorchen. Immer lieb sein. Immer lieb gehorchen. Demütig sein", hämmert Priklopil Kampusch in den Videos ein. Einen Spaß macht er sich auch daraus, das völlig abgemagerte Mädchen immerzu als "fett" zu bezeichnen und ihren angeblichen Bauch zu kritisieren.

Das Opfer begehrt auf

Doch es sei auch zu sehen, wie Kampusch sich ihm widersetzt und ihm Paroli bietet. Besonders gegen Ende der Gefangenschaft könne man beobachten, wie dem Entführer zusehens die Kontrolle entgleitet. Als Beispiel schildert Reichard eine Szene vom letzten gemeinsamen Weihnachtsfest von Priklopil und Kampusch:

Bei dem letzten gemeinsamen Weihnachtsfest 2005 ärgerte er sich über eine Winzigkeit. Sie verließ kurz den Raum. Er versteckte sich vor der Kamera hinter dem geschmückten Weihnachtsbaum. Dort stand er, im dunklen Anzug mit Krawatte. Hilflos. Unsicher. Plötzlich trat er hinter dem Tannenbaum hervor, ging auf die Kamera zu und schrie verzweifelt ins Objektiv: "Jetzt habe ich dir alles erklärt! Sie muss mir alles zerfetzen!"

Priklopil wurde immer depressiver. Als Kampusch im Jahr 2006 in einem unbeobachteten Moment schließlich die Flucht gelingt, sieht er keinen anderen Ausweg mehr als den Freitod. Das Videomaterial wurde bereits bei der Durchsuchung des Hauses gefunden, die Existenz der Bänder aber erst jetzt bekannt.