Österreich

Kampusch erhebt Vorwürfe gegen die Polizei

Heute Redaktion
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"Ich kann nicht ändern, dass die Polizei nicht gut genug gesucht hat oder dass diverse Ermittlungspannen passiert sind", sagt Natascha Kampusch im Interview.
"Ich kann nicht ändern, dass die Polizei nicht gut genug gesucht hat oder dass diverse Ermittlungspannen passiert sind", sagt Natascha Kampusch im Interview.
Bild: Helmut Graf

In einem neuen Interview spricht Natascha Kampusch über die Verfehlungen der Polizei, den letzten Besuch im Verlies und den Wunsch nach einer Familie.

Am 23. August 2006 entkam die damals 18-jährige Natascha Kampusch nach achtjähriger Gefangenschaft aus den Fängen ihres Entführers Wolfgang Priklopil. Er hatte sie in einem Kellerverlies festgehalten und beging kurze Zeit nach der Flucht Selbstmord.

Die heute 29 Jahre alte Kampusch betont nun in einem Interview mit "Bunte.de", dass die Polizei aus ihrer Sicht Fehler bei der Suche begangen habe: "Ich kann nicht ändern, dass die Polizei nicht gut genug gesucht hat oder dass diverse Ermittlungspannen passiert sind."

Sie sei sich bewusst, dass die Kriminalität ein Teil unserer Welt sei. Manchmal sei es hart, andere Leute zu hören, bei denen immer alles glatt gelaufen sein soll. "Aber mittlerweile weiß ich auch, dass es oft einfach nur eine Beschönigung derer Leben ist und dass da auch Dinge vorgefallen sind, die auch für mich schwer zu ertragen gewesen wären", so Kampusch. Sie möchte sich ihr "ganzes Leben für andere Menschen einsetzen".

Mitgefühl mit Priklopils Mutter

Der Mutter ihres Entführers macht Kampusch keine Vorwürfe, denn man könne sich seine Kinder nicht aussuchen. Man könne sie erziehen, aber die äußeren Umstände oft nicht beeinflussen: "So trifft die Mutter des Entführers absolut keine Schuld."

Die besitzt noch immer das Haus, in dem sie lange Jahre gefangen gehalten wurde, lediglich das Verlies wurde zugeschüttet. Dieses sei "auch ein Ort des Rückzugs" gewesen, weil sie dort komplett alleine gewesen sei, "ohne von ihm irgendwie traktiert zu werden".

Nach der Flucht sei der letzte Besuch aber schlimmer als die Gefangenschaft gewesen. "Von außen betrachtet ist es nämlich der pure Horror. Diese Betonwand und dieser kleine enge Raum und die Vorstellung, darin ersticken zu können. Das war mir in den Jahren nicht mehr so bewusst, weil ich es ja zum Alltag machen musste", sagt Kampusch.

Wunsch nach Familie

Auch eine Familie und Kinder kann sie sich vorstellen: "Ich bin alleine vollkommen glücklich, allerdings wäre es schon schön, dieses Lebensmodell einmal auszuprobieren." Die 29-Jährige würde sich für eine "sehr gute Mutter und Partnerin" halten.

Die düstere Vergangenheit soll dabei aber keinen Schatten über die Famile werfen. Sie würde ihre Kinder nicht verängstigen wollen.

(red)

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