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Kampusch: "Ich musste es alleine schaffen"

Der Fall der 13 missbrauchten Kinder in Kalifornien sorgte weltweit für Entsetzen. Natascha Kampusch klagt in diesem Zusammenhang die Behörden an.

Heute Redaktion
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Die 13 Kinder, zwischen zwei und 29 Jahre alt, wurden jahrelang von ihren Eltern im Haus gefangen gehalten, misshandelt und schwer vernachlässigt. Mitte Jänner wurden die Opfer endlich aus der Gewalt ihrer Eltern befreit. David Allen (57) und Louise Anna Turpin (49) sitzen in Haft. Ihnen wurde jeglicher Kontakt zu den Kindern untersagt. Ein Fehler, wie Natascha Kampusch denkt.

Die 29-Jährige sprach mit dem "Daily Telegraph" über den unglaublichen Missbrauchsfall in Kalifornien. Sie erklärt, dass sie es für wichtig halte, dass die Kinder ihre Eltern sehen können. So könnten sie das Geschehene leichter verarbeiten. "Sie werden einen Weg finden müssen, ihnen entweder zu verzeihen oder sie hinter sich zu lassen", sagt Kampusch. Ihr wurde die Möglichkeit genommen, ihren Peiniger mit seiner Tat zu konfrontieren. Wolfgang Priklopil nahm sich bekanntermaßen nach Kampusch' Flucht das Leben.

"Die Kinder werden einen Schlussstrich ziehen müssen, um nach vorne schauen zu können. Also ja, sie brauchen die Gelegenheit, ihre Eltern zu sehen. Auch wenn nur, um ihnen zu sagen: 'Ich hasse euch, ihr seid Monster", so die 29-Jährige, die sich 2006 nach acht Jahren Gefangenschaft befreien konnte.

"Ich musste es alleine schaffen"

Außerdem meint die Wienerin, dass die 13 Missbrauchsopfer die Last zumindest "gemeinsam tragen" könnten. "Sie haben mehr Möglichkeiten, um sich zu schützen. Ich musste es alleine schaffen." Für die Geschwister sei nun vor allem eine gute Betreuung wichtig. Diese blieb ihr selbst verwehrt, wie sie erklärt.

So sei die österreichische Polizei damals nicht auf einen Fall wie jenen vorbereitet gewesen. "Die Polizei hatte eigene Psychologen für Krisenmanagement – für Mordfälle und die Opfer von Unfällen und Gewaltverbrechen. Aber sie waren nicht darauf vorbereitet und hatten auch keine Erfahrungen damit, mit Menschen in meiner Situation umzugehen, deshalb hat es für mich nicht funktioniert", so Kampusch.

Bis heute in Therapie

Die 29-Jährige habe schlussendlich selbst die Initiative ergriffen und einen Kinderpsychiater aufgesucht. Noch heute befinde sie sich in Behandlung.

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