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Kanada stürzt Taiwans stille Örtchen in die Krise

Heute Redaktion
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Ein leeres Supermarkt-Regal in Taiwan wegen Hamsterkäufen von Toiletten-Papier.
Ein leeres Supermarkt-Regal in Taiwan wegen Hamsterkäufen von Toiletten-Papier.
Bild: picturedesk.com

Meistens denkt man erst daran, wenn man auf dem Klo sitzt und die Rolle leer ist. Die dann aufsteigende Panik hat in Taiwan die ganze Nation erfasst: Sie hat kein WC-Papier mehr.

Von der Hauptstadt Taipeh im Norden bis zur ältesten Stadt Tainan im Süden fällt dem aufmerksamen Beobachter in den Supermärkten auf: Die Regale mit dem WC-Papier sind leer. Werden sie aufgefüllt, geht es ruck, zuck, und die Packungen sind ausverkauft.

Die hohe Nachfrage nach dem Papier fürs stille Örtchen betrifft derzeit alle größeren Städte Taiwans. Der Hintergrund ist eine Mitteilung der Klopapier-Produzenten des Landes, wonach bereits Mitte März eine Preiserhöhung zwischen 10 und 30 Prozent auf Toilettenpapier ansteht. Dies sei eine Folge der weltweit steigenden Zellstoff-Preise.

Was Kanadas Waldbrände damit zu tun haben

Seither hat sich die ganze Nation auf Hamsterkäufe verlegt, was wiederum die lokalen Medien beschäftigt. Am Sonntag äußerste sich auch das taiwanische Wirtschaftsministerium mit dem Run auf das Wischpapier. In einer Mitteilung beruhigte es das Volk, die Produzenten hätten ausreichend Vorräte an Zellstoff an Lager.

Zu einem nationalen Engpass beim WC-Papier werde es nicht kommen, auch wenn Taiwans Papierproduktion gänzlich auf Importen beruht.

Interessant ist die Erklärung für den weltweiten Anstieg beim Zellstoff: "Produktionsprobleme" in Brasilien werden erwähnt – und http://www.20min.ch/panorama/news/story/An-der-Westkueste-brennen-die-Waelder-11129366" target="_blank">die letztjährigen Waldbrände in Kanada. Im letzten Juli zerstörten rund 200 Brände riesige Waldflächen, was offenbar zu einem Mangel des für die Produktion von Toilettenpapier benötigten Kurzfaser-Zellstoffs führte.

Die hohe Nachfrage nach WC-Papier, schreibt die "New York Times", stelle die Preißensibilität des taiwanischen Marktes heraus. Die Löhne stagnieren seit Jahren, während etwa die Immobilienpreise steigen. Präsidentin Tsai Ing-wen hat es sich denn auch zur Aufgabe gemacht, dieses Jahr die Löhne anzuheben. (gux)