Szene
Kandidat packt aus: Superlüge "Supertalent"!
Dass es RTL mit den eigenen "Superstar"-Regeln nicht so genau nimmt (Allesschlucker Stevie Starr durfte sich 2010 und 2011 durch Finalshows würgen), verwundert. Dass still und leise immer mehr Vollprofis auf die Bühne gehievt werden, verärgert. Aber jetzt kommt sie, die absolute "Supertalent"-Superlüge: 2008 poppten Streetdancer Bruise und seine Combo schon in der slowakischen Version der Show - und siegten!
Dass es RTL mit den eigenen "Superstar"-Regeln nicht so genau nimmt (Allesschlucker Stevie Starr durfte sich 2010 und 2011 durch Finalshows würgen), verwundert. Dass still und leise immer mehr Vollprofis auf die Bühne gehievt werden, verärgert. Aber jetzt kommt sie, die absolute "Supertalent"-Superlüge: 2008 poppten Streetdancer Bruise und seine Combo schon in der slowakischen Version der Show – und siegten!
Miroslav "Bruise" Zilka lebt mit seiner Mama im Plattenbau in der Slowakei, tanzt für gönnerhafte Touris auf dem Wiener Stephansplatz und möchte einmal berühmt werden – geschmeidiger hätte RTL den Angriff auf die Tränendrüsen seines Millionenpublikums nicht gestalten können. Unter dem Motto "Von der Straße auf die Showbühne" ließ die Jury Bruise von Sendung zu Sendung poppen – das Aus kam erst im Finale im Dezember.
Bewegende Story, die allerdings ein paar nicht unwesentliche Details aus dem Leben des Tänzers großzügig umging: "Mit meiner Gruppe ,Old School Brothers’ haben wir 2008 ,Got Talent’, die slowakische Ausgabe der TV-Show, gewonnen. Und so auch 100.000 Euro. 2008 und 2009 waren wir dann gar nicht auf der Straße, weil wir ständig gebucht wurden," verrät Bruise im Heute-Talk.
Auch nicht uninteressant: Die Truppe wurde wie viele andere Acts aktiv von RTL zum Casting eingeladen, und zwar schon für Staffel vier 2010: "Wir waren dort, haben dann aber beschlossen, nicht mitzumachen. Wir hätten nämlich alle Jobs in der Slowakei canceln müssen."
2011 nahm Bruise dann als Einzelkämpfer einen neuen Anlauf, seine bisherige Karriere legte er offen. "RTL wollte mich aber als armen Künstler präsentieren. Die Zuschauer, die anderen Kandidaten, keiner wusste, wer ich wirklich bin. Meine Freunde im Publikum haben nur noch gelacht, weil alle Berichte so wahnsinnig traurig waren."
Mit dieser Darstellung war Bruise in bester Gesellschaft, schließlich war in Staffel fünf vom potenziellen Selbstmörder über den abgedrifteten Piano-Punk bis zur Opern-Diva mit toter Oma alles dabei. Zudem ließen sich jede Menge Vollprofis wie Winehouse-Double Merante van Amersfoort oder Mini-Gaga Terra Jole Odmark von Dieter Bohlen und seinen Damen "entdecken" und bewerten.
Achja, und den Sieg holte Panflöten-Winnetou Leo Rojas aus Ecuador, der im Halbfinale nach sieben Jahren Einsamkeit seine Mama in die Arme schließen durfte. Übrigens: Mit ihm plant Bruise diesen Frühling eine gemeinsame Show in Wien!
Auf Heute-Nachfrage betont RTL-Sprecherin Anke Eickmeyer, dass die "große Bandbreite" der Kandidaten das Konzept ausmache. Von einer schiefen Optik in Sachen armer reicher Popper will sie nichts wissen: "Wir haben eine Geschichte zum Menschen erzählt. Und wir hatten nicht den Eindruck, dass er im Luxus lebt." Tut er auch nicht. Aber jeder, der das "Supertalent" gesehen hat, glaubt es.