Politik

Kanzler verrät im ORF, wo er ohne Sebastian Kurz wäre

Premiere für Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) bei den ORF-"Sommergesprächen". Am Montagabend ging es aber auch um seinen Vorgänger Sebastian Kurz.

Rene Findenig
Moderatorin Julia Schmuck, Moderator Tobias Pötzelsberger und Bundeskanzler Karl Nehammer im Rahmen des ORF-"Sommergesprächs" in Wien.
Moderatorin Julia Schmuck, Moderator Tobias Pötzelsberger und Bundeskanzler Karl Nehammer im Rahmen des ORF-"Sommergesprächs" in Wien.
EVA MANHART / APA / picturedesk.com

Sein Akku halte "noch ausreichend lange", gab sich Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Montagabend im ORF-"Sommergespräch" 2022 gegenüber dem Moderatoren-Duo Tobias Pötzelsberger und Julia Schmuck kämpferisch. Direkt zum Auftakt musste sich Nehammer aber gleich verteidigen, denn es ging um die zahlreichen Vorwürfe gegen und Verdachtsfälle in der ÖVP. Die ÖVP habe jedoch kein Korruptionsproblem, so der Kanzler, beschuldigt "heißt noch nicht schuldig gesprochen" und "wer legt den fest, was Moral ist?", hieß es zu den Maßstäben für Politiker.

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    Moderatorin Julia Schmuck, Moderator Tobias Pötzelsberger und Bundeskanzler Karl Nehammer im Rahmen der ORF TV-Sendung "Sommergespräche" in Wien.
    Moderatorin Julia Schmuck, Moderator Tobias Pötzelsberger und Bundeskanzler Karl Nehammer im Rahmen der ORF TV-Sendung "Sommergespräche" in Wien.
    EVA MANHART / APA / picturedesk.com

    "Was für mich wichtig ist, wir haben trotz aller Krisen immer eines bewahrt: die Regierungsfähigkeit. Das ist auch Volkspartei", versuchte Nehammer, die von den Moderatoren aufgezählten Vorwürfe und Verdachtsfälle vom Tisch zu wischen. "Ich in der Politik muss alles dazu leisten, dass das bei den Menschen ankommt, dass sie sehen, dass wir in der Regierung redlich arbeiten, das, was wir versprechen, auch einhalten", so der Kanzler. Den Weg werde er "konsequent fortsetzen" und persönliche Konsequenzen werde er in der Causa Rechnungshofprüfung keine ziehen, so Nehammer.

    So oft löscht Nehammer seine SMS

    Auch in Sachen Vorgänger wurde bei Nehammer nachgebohrt: Wo wäre er denn ohne Sebastian Kurz? "Eine gute Frage", zeigte sich der Kanzler kurzzeitig überrascht. Doch statt einer Lobeshymne auf Kurz bedachte Nehammer jemand anderen mit Dank. Dass er wieder in die Bundespolitik gekommen sei, dafür sei eher ÖVP-Klubobmann August Wöginger verantwortlich gewesen, attestierte der Kanzler. Hieß wohl auch, er sehe sich auch ohne Kurz am Kanzlerposten. Wechsel zu Corona – Nehammer wich der Frage aus, ob es für ihn ok wäre, dass ein Corona-infizierter Lehrer seine Kinder unterrichte.

    Wie oft Nehammer seine SMS- und Chatnachrichten lösche? Nicht in regelmäßigen Abständen, aber wenn er von seinen Mitarbeitern daran erinnert werde, so der Kanzler. Und ob er nun Türkiser oder Schwwarzer sei? "Das schließt sich beides nicht aus", so Nehammer. In Zeiten von Energie- und Teuerungskrise wolle Nehammer den Menschen "Mut machen", für den Winter sei man beim Gas-Theme gut vorbereitet und es sei aber auch klar, dass die Inflation einen Wohlstandsverlust bringe. Mit Hilfen wie der Strompreisbremse wolle die Regierung den Menschen möglichst unkompliziert helfen.

    "Da mache ich nicht"

    In Sachen Strompreisbremse dämpfe diese die Wirkung der Teuerung, doch es brauche für einen Effekt auf den Preis selbst eine europäische Lösung bei Strom und Gas, so der Kanzler. Überraschend kein sofortiges "Nein" kam vom Kanzler schließlich bei der Frage, ob die hohen Gewinne von Energieunternehmen abgeschöpft werden könnten, da gebe es keine Denkverbote so Nehammer. Kurzzeitig gingen zum Schluss dann die Emotionen hoch: Man dürfe "nicht immer alles schlecht reden", so der Kanzler, "da mache ich nicht mit", denn alle Herausforderungen und Krisen sei bewältigbar.