Welt

Kapitän: "Jetzt kannst du Insel von der Nähe sehen"

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: EPA/picturedesk.com

Die Reederei Costa Crociere, Betreiber des verunglückten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia", führt das Unglück auf einen menschlichen Fehler des Kapitäns zurück. Auch ein Kellner belastet Schettino zusätzlich.

Die Reederei Costa Crociere, Betreiber des verunglückten Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia", führt das Unglück auf einen menschlichen Fehler des Kapitäns zurück. Auch ein Kellner belastet Schettino schwer.

Das Vorgehen auf dem Schiff sei nicht nach den vorgegebenen Regeln erfolgt, sagte der Geschäftsführer der Reederei, Pier Luigi Foschi, am Montag bei einer Pressekonferenz. Das Schiff sei zu nahe an die Insel Giglio gefahren, vor der sich am Freitagabend das Unglück ereignet hatte. Bisher habe auch nur einmal ein Schiff von Costa Crociere die Insel Giglio in geringerem Abstand passiert.

Extra Ausblick für Kellner

Den Grund dafür versucht auch die toskanischen Justizbehörden festzustellen. Laut der Zeitung Corriere della Sera vom Montag wollte Schettino dem auf dem Schiff arbeitenden Oberkellner Antonello Tivoli, der aus Giglio stammte, einen Gefallen zu tun. "Jetzt kannst Du Deine Insel von der Nähe sehen", wurde der Kapitän zitiert. Der Oberkellner soll von der Staatsanwaltschaft zu dem Vorfall vernommen werden.

Eine britische Passagieren hatte bereits berichtet, dass Schettino seines Schiffes verbracht haben soll.

Ermittlungen gegen drei weitere Offiziere

Unterdessen nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen weitere drei Offiziere der "Costa Concordia" auf. Ihnen wird Mitverantwortung bei der Schiffskatastrophe vorgeworfen. Die Offiziere werden außerdem verdächtigt, wie Kapitän Francesco Schettino das Schiff verlassen zu haben, als sich noch viele Passagiere an Bord der "Costa Concordia" befanden.

Aufregung um Facebook-Eintrag

Ein Facebook-Eintrag von Patrizia Tivoli - laut Medienberichten die Schwester des Oberkellners - sorgt indes für Aufsehen. Freitag, um 21.08 Uhr, schrieb sie: "In Kürze wird die "Concordia" der Costa Crociere sehr, sehr nah an uns vorbeifahren. Einen Riesengruß an meinen Bruder, der in Savona endlich von Bord gehen wird, um ein bisschen Urlaub zu machen."

Etwa eine Stunde passierte das Schiffsunglück.

Arbeitslose "Helden"

Reederei-Geschäftsführer Foschi bedankte sich indes bei den Besatzungsmitgliedern des Schiffes - sie wären "Helden". "Sie haben in der Nacht unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet und in zwei Stunden 4.000 Menschen in Sicherheit gebracht, was in dieser Situation alles andere als einfach war", sagte Foschi. Er zeigte sich überzeugt, dass sich die Rederei nach dieser Tragödie erholen werde. "Wir werden das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen", meinte der Manager.

Inzwischen droht den 1.000 Besatzungsmitgliedern der Costa Concordia der Jobverlust. "Für die Besatzungsmitglieder ist es eine doppelte Tragödie. Nachdem sie das Schiffsunglück miterlebt haben, verlieren sie jetzt ihre Arbeit", so ein Gewerkschaftssprecher.

;