Österreich

Kardinal Schönborn beklagt "große Flüchtlingsnot"

Heute Redaktion
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Bild: MILENKO BADZIC (ORF)

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat zu Weihnachten eine "große Flüchtlingsnot" in vielen Teilen der Welt beklagt. Das sei "eines der Dramen unserer Zeit", sagte Schönborn in der ORF-Weihnachtssendung "Licht ins Dunkel". Die Weihnachtsansprache von Papst Franziskus, in der er die Kurie kritisiert hatte, sollte man sich auch in der Gesellschaft zu Herzen nehmen, so Schönborn.

Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat zu Weihnachten eine "große Flüchtlingsnot" in vielen Teilen der Welt beklagt. Das sei "eines der Dramen unserer Zeit", sagte Schönborn in der ORF-Weihnachtssendung "Licht ins Dunkel". Die Weihnachtsansprache von Papst Franziskus, in der er die Kurie kritisiert hatte, sollte man sich auch in der Gesellschaft zu Herzen nehmen, so Schönborn.

Der Kardinal riet dazu, die Rede des Papstes, die er als "sehr mutig und beeindruckend" empfunden habe, auch in Ministerien und Betrieben zu lesen. Es gehe dabei um die Frage, "wie gehen wir miteinander um". Wenn der Papst beispielsweise Geschwätz und üble Nachrede kritisiert, dann sei das wie ein Beichtspiegel, der alle betreffe, betonte Schönborn. Er selbst werde die Rede jedenfalls gemeinsam mit seinem Mitarbeitern lesen.

Dankbar ist Schönborn der Bundesregierung, dass Österreich verstärkt Flüchtlinge aus Syrien aufnimmt. Von einem Frieden in Syrien sei man leider weit entfernt. Der Kardinal würde sich wünschen, dass Politik, NGOs und Hilfsorganisationen noch enger zusammenarbeiten würden, um das "Übel" der Terrormiliz "Islamischer Staat" zu bekämpfen.

Der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen

Auch im "Kurier" wies Schönborn auf die dramatische Lage der Christen im Nahen Osten hin, vor allem auf jene, die vor der Terrormiliz "Islamischer Staat" fliehen mussten. "Sie brauchen dringend unsere Hilfe zum Überleben", appellierte der Kardinal. Gleichzeitig bekräftigte Schönborn die Bemühungen der Kirche zur Unterbringung von Flüchtlingen.

Innenministern Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) zeigte sich in "Licht ins Dunkel" "vorsichtig optimistisch", dass es gelingen werde, alle Flüchtlinge über die Feiertage unterzubringen. Damit würde einer ihrer größten Weihnachtswünsche in Erfüllung gehen.
Der Kärntner Bischof Alois Schwarz forderte, dass bei der Hilfe für Flüchtlinge und deren Unterbringung allein der Mensch im Mittelpunkt stehen müsse. Eventuelle wahltaktische Überlegungen - im Hinblick auf kommende Gemeinderatswahlen beispielsweise - seien strikt zurückzuweisen, meinte Schwarz in der "Kleinen Zeitung".

Jede Gemeinde soll drei Familien aufnehmen

Caritas-Präsident Michael Landau wünscht sich in den "Oberösterreichischen Nachrichten" in Sachen Asylpolitik, "dass die Energie nicht nur für das Hin- und Herschieben von Verantwortung aufgewendet wird". Seiner Auffassung nach fehlt eine längerfristige Strategie.

Als "schönes Zeichen der Solidarität" gerade zu Weihnachten wünscht sich Landau, dass jede Gemeinde zwei bis drei Familien aufnimmt. Derzeit hätten drei von vier Gemeinden noch keinen einzigen Flüchtling untergebracht. Zur Bekämpfung der Armut fordert der Caritas-Präsident eine Mietrechtsreform und dass man bei der Bildung "vom Reden zum Tun" komme.

Kein Frieden ohne Gerechtigkeit

Dem Einsatz für den Weltfrieden widmeten sich Vertreter der großen Weltreligionen bei "Licht ins Dunkel". Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac, meinte, dass jeder bei sich selbst mit dem Frieden beginnen müsse. Auch Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister meinte, dass sich jeder aktiv für Toleranz und Verständigung einsetzen und damit einem Beitrag für den Frieden leisten könne.

Für die Evangelische Kirche verwies Oberkirchenrat Karl Schiefermaier darauf, dass es keinen Frieden ohne Gerechtigkeit gebe. Dompfarrer Toni Faber erklärte, nur wer bereit sei, "sich klein zu machen", könne dann auch Großes für den Frieden leisten.