Österreich

Lehrerin unterbricht NUR für Schulferien Babypause

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Volles Gehalt, leere Klasse – mit diesem (Genie-)Streich fällt eine HAK-Pädagogin aus OÖ glatt durch: Mit Juli kehrte sie in den Schuldienst zurück, ab Herbst wird wieder pausiert.

Abwesend, nicht genügend. Kaum sind die Schulferien eingeläutet, entbrennt die obligate Debatte über die Leistung von Lehrern im Sommer – und das bei voller Bezahlung. An und für sich nichts Neues (begründet wird der Bezug des Gehaltes mit eventuellen Weiterbildungen bzw. der Vorbereitung auf das kommende Schuljahr, Anm.), dieser Fall lässt viele Arbeitnehmer mit nur fünf bezahlten Urlaubswochen im Jahr aber kreidebleich werden und sorgt sogar für einen Eintrag ins Klassen-, pardon, Facebook.

"Verdientes" Gehalt wirkt sich auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld aus

Eine karenzierte HAK-Lehrerin aus Oberösterreich unterbricht ihre Babypause im Juli und August, um in dieser Zeit dem Partner die Väterkarenz zu ermöglichen. Mit September, also kurz vor Beginn des neuen Schuljahres, geht's dann wieder zurück in die Karenz. Ein Arbeitsnachweis über diese Zeit muss (zumindest ab 8.7., in den letzten Schultagen fand eine Projektwoche statt) nicht erbracht werden, das "verdiente" Gehalt wirkt sich natürlich auch aliquot aufs Weihnachts- und Urlaubsgeld aus.

Landesschulrat OÖ: "Mutter hat klar Anspruch darauf"

"Rechtlich ist das wasserdicht" bestätigt man auf "Heute"-Anfrage beim Oberösterreichischen Landesschulrat. "Das ist ja auch nicht der erste derartige Fall. Wie führen keine Statistik darüber, aber das kommt immer wieder vor. Die Mutter hat ganz klar einen Anspruch auf diese zweimonatige Unterbrechung und ist formal im Dienst. Es kann schon sein, dass diese ,Lücke' bei der Gesetzgebung nicht beachtet wurde. Wenn der Gesetzgeber das so nicht will, muss er das Gesetz ändern. Aber da wird sich wohl die Gewerkschaft querlegen, weil das wäre dann eine Benachteiligung für Lehrer!"

GÖD begrüßt "pädagogisch sinnvolle" Lösung

Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) geht da noch einen Schritt weiter und bezeichnet die Karenzunterbrechung in den Ferien als "klug": Der Verwaltungsaufwand, die Lehrerin mitten im Schuljahr zwei Monate in den Regelunterricht einzubinden und dann wieder in Karenz zu schicken, wäre enorm. Auch aus pädagogischer Sicht sei diese Lösung am besten. So müssen sich die Schüler, die einen Vertretungslehrer haben, nicht für wenige Wochen an die ständige Lehrerin gewöhnen. Es seien im Sommer nun einmal keine Schüler da, um unterrichtet zu werden.

Karenzvertretung erfuhr Ende Juni von Zwangspause

Und, ein weiteres Argument, das hier in Großbuchstaben an die Tafel geschrieben wird: Jeder Papa sollte auch die Chance kriegen, sich in diesem Ausmaß um sein Kind zu kümmern. Stimmt. Trotzdem schaut es so aus, als ob Lehrer auch nicht immer Musterschüler wären. Übrigens: Der vertretende Junglehrer erfuhr am 28.6. von seiner zweimonatigen Zwangspause. Und das, obwohl die Schule längst davon informiert gewesen sein muss: Eine Karenzunterbrechung muss im Normalfall nämlich spätestens drei Monate vor Antritt bekannt gegeben werden. Laut Landesschulrat OÖ gibt's hier aber Ausnahmen: "Der Dienstgeber kann mit der Mutter immer Vereinbarung im Interesse beider treffen, die diese Fristen wieder aufheben." In diesem Fall drängt sich allerdings die Frage auf, welchen Vorteil die Schule von einer Karenzunterbrechung im Sommer haben könnte.

Schon 2010 sollte geprüft werden, ob "Lücke" Missbrauch ermöglicht

Die Karenz-Mindestdauer wurde am 1.1.2010 von drei auf zwei Monate gesenkt. Seither können Lehrer ihre Karenz im Juli und August unterbrechen, sich vom Partner vertreten lassen und während der unterrichtsfreien Zeit volles Gehalt beziehen. Nachdem "Heute" damals den allerersten Fall einer derartigen Karenzunterbrechung publik gemacht hatte, kündigte die früherer Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek an, zu prüfen, "ob das eine Lücke sein könnte", die Missbrauch ermöglicht. Offenbar nicht.