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Kärnten beschließt Glyphosat-Verbot ab 2020

Heute Redaktion
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Selbst beim "Eisfasching" in Berlin war das Glyphosat-Verbot Thema am 13. Jänner 2018.
Selbst beim "Eisfasching" in Berlin war das Glyphosat-Verbot Thema am 13. Jänner 2018.
Bild: picturedesk.com/Maurizio Gambarini

Der Kärntner Landtag hat einstimmig ein Verbot des umstrittenen Herbizid-Wirkstoffs Glyphosat beschlossen. Bereits ab 1. Jänner 2020 soll es gültig sein.

Kärnten wird wohl die erste Region in Europa, die das mutmaßlich krebserregende Pflanzengift Glyphosat verbietet. Ein einstimmiger Beschluss dazu wurde am heutigen Donnerstag vom Kärntner Landtag gefasst. Neben Glyphosat sollen hunderte weitere gefährliche Gifte nach einer Übergangsfrist ab 1. Jänner 2020 für private Anwender verboten.

"Heute ist ein guter und wichtiger Tag für unsere Bevölkerung, für unsere Umwelt und vor allem für unsere Kinder", freut sich Landeshauptmann Peter Kaiser angesichts des einstimmigen Beschlusses, mit dem das Verbot im Rahmen des Kärntner Pflanzenschutzmittelgesetzes umgesetzt wird.

"Vorsicht ist besser als Nachsicht"

"Eines ist ganz klar: Slowfood, Bio und Glyphosat – das passt nicht zusammen", betont auch SPÖ-Klubobmann Herwig Seiser: "Gewisse Mittel haben in den Händen von Laien also nichts verloren. Zu hoch ist die Gefahr, sich selbst oder die Umwelt damit zu gefährden. Hier gilt ganz klar: Vorsicht ist besser als Nachsicht."

Denn: Ein wesentlicher Teil des Pflanzengiftes werde in den Privatgärten ausgebracht, erklärt die SPÖ Kärnten in einer Aussendung. Ausdrücklich erlaubt bleiben hingegen Mittel auf biologischer Basis, die richtig angewendet kein Risiko für Mensch und Natur enthalten: "Das sind rund 150 verschiedene Mittel für die verschiedensten Anlässe. Von Schneckenkorn über die effektive Bekämpfung von Blattläusen, Schimmel oder Mehltau – bis hin zu Wachs für den Baumschnitt. Damit ist sichergestellt, dass auch in Zukunft in Kärnten nach Herzenslust gegärtnert werden kann. Aber ohne die Gefahr von negativen Langzeitfolgen", so Seiser.

Kritiker fürchten "Abkehr von lebendigen Gärten"

Die IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) übt scharfe Kritik an dem Beschluss. Damit werde privaten Anwendern der Einsatz zahlreicher sicherer und geprüfter Pflanzenschutzmittel in Haus und Garten verboten, teilte die IGP in einer Aussendung mit und spricht von einem "Pflanzenschutzmittel-Kahlschlag".

"Zahlreiche Schadfaktoren sind künftig nicht mehr bekämpfbar. Das hat Auswirkungen auf die Flora und Fauna und ist ein Belastungspaket für alle Hobbygärtner in Kärnten", so Obmann

Christian Stockmar: "Was bisher mit einem Pflanzenschutzmittel für Haus und Kleingarten auf einfachstem und sicherem Wege möglich war, verlangt künftig die Beauftragung von Professionisten. Damit wartet auf Kärntens Hobbygärtner ein enormes Belastungspaket."

Bundesweites Verbot gefordert

Viele Gemeinden würden allerdings schon freiwillig auf Glyphosat verzichten, heißt es in der Mitteilung der SPÖ weiter. ÖBB und Asfinag würden die Verwendung bereits schrittweise aus eigenem Antrieb reduzieren und auch die Handelskette Spar nur noch Produkte ins Sortiment nehmen, bei deren Herstellung das Pflanzengift nicht zur Anwendung komme.

"Alle Signale deuten in Richtung glyphosatfreie Zukunft", so Landeshauptmann Kaiser und appelliert in Richtung Wien: "Jetzt ist es an der Bundesregierung, Nägel mit Köpfen zu machen und den Weg für ein bundesweites Verbot zu ebnen." (rcp)