Kassen-Kinderärzte: Eltern müssen Stunden warten

Wer einen Kinderarzt mit Kassenvertrag etwa in Favoriten oder Simmering sucht, hat derzeit das Nachsehen: "Manche haben sogar ein Tonband, da wird gesagt, wegen massiven Patientenaufkommens wäre keine Terminvereinbarung möglich", kritisiert Patienten-Anwältin Sigrid Pilz gegenüber Radio Wien. Derzeit häufen sich die Beschwerden von Eltern über teils monatelange Wartezeiten.

Aber nicht nur in bevölkerungsreichen Bezirken wie Favoriten und Simmering sind Kinderärzte rar: Das Internet-Portal "praxisplan.at" wirft etwa für den 7., 8. und 9. Bezirk nur je einen Kinderarzt mit Vertrag bei der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) aus, in vielen Bezirken maximal zwei wie etwa in Hietzing.

Missverhältnis von Kassen- und Wahl-Ärzten

Insgesamt stehen in Wien 83 Kassen- 109 Wahl-Ärzten gegenüber. "Das ist ein klares Missverhältnis", so Pilz. Hinzu kommt, dass laut der Patienten-Anwältin drei Viertel der Kinderärzte bereits über 50 Jahre alt sind und demnächst in Pension gehen werden.

Das Problem laut Andrea Fleischmann von der WGKK (Abteilung Vertragspartner-Verrechnung): Es ist schwierig, ausgeschriebene Kassenstellen zu besetzen. Denn viele junge Ärzte schrecken vor der Selbstständigkeit mit einer Kassenpraxis zurück. Wahlärzte würden zudem gut verdienen – und das bei freier Zeiteinteilung und weniger Bürokratie. "Es gibt Bezirke, ich nenne jetzt bewusst Simmering, wo es fast nicht möglich ist, jemanden zu finden, der einen Vertrag nimmt", meint Fleischmann gegenüber "wien.orf.at".

Kaum Spezialisten am Wochenende

Pilz kritisierte zudem die Öffnungszeiten der Kinderärzte: Am Wochenende seien die Eltern überwiegend auf die Spitals-Ambulanzen angewiesen. Am Wochenende (Sa./So.) haben etwa nur ein Spezialist mit WGKK-Vertrag in Donaustadt sowie das Kindermedizinische Zentrum Augarten (Leopoldstadt) geöffnet. Nur samstags ordiniert ein Kinderarzt in Döbling. (cz)