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Katalanen wollen sich von Katalonien trennen

Es begann als Witz und wurde schnell zum Social-Media-Hype: Aktivisten fordern die Abspaltung der fiktiven Region "Tabarnia" von Katalonien.

Heute Redaktion
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Eine satirische Online-Petition zur Abspaltung einer schmalen katalanischen Küstenregion macht im Internet Furore: Binnen weniger Tagen wurde sie bereits von rund 180'000 Menschen unterzeichnet. Die Petition fordert die Abspaltung der fiktiven Region Tabarnia vom Rest Kataloniens. Das Wort setzt sich aus den Namen der katalanischen Provinzen Tarragona und Barcelona zusammen.

Die Verfechter eines autonomen Tabarnia machen sich die Argumente der katalanischen Unabhängigkeitsbefürworter zu eigen: Tabarnia sei "eine Region, die sich in vielen Aspekten vom Rest der Region unterscheidet, zu der sie gehört".

"Barcelona und Tarragona sind multikuturelle und dynamische Gegenden, die nicht so recht zum übrigen Katalonien passen", heißt es in der Petition. Außerdem würden die Bewohner von Tabarnia mehr in den gemeinsamen Haushalt einzahlen, als sie zurückerhalten. Die Bürger hätten das Recht, demokratisch über ihre Zukunft zu entscheiden. Die Korruption der katalanischen Politiker habe zudem Tabarnia ins Elend gestürzt. Ein Zeitpunkt für das Referendum ist auch schon fix: Im Oktober 2019 soll abgestimmt werden.

In Tabarnia sind katalanische Unabhängigkeitsbefürworter Minderheit

Die Aktivisten hatten bereits im September 2015 im Internet eine Kampagne lanciert, die "Barcelona ist nicht Katalonien" hieß. Damals schon forderten sie "Freiheit für Tabarnia", ein anderer Slogan lautete "Katalonien raubt Tabarnia aus".

Barcelona und das nahegelegene Tarragona sind die Regionen Kataloniens, in denen es die geringste Zustimmung zur katalanischen Unabhängigkeit gibt. Bei der Parlamentswahl in der vergangenen Woche hatten die prospanischen Parteien rund 52 Prozent der Stimmen erhalten, knapp 48 Prozent gingen an die Unabhängigkeitsbefürworter.

Stimmen aus ländlichen Gegenden zählen mehr

Wegen einer Besonderheit des Wahlrechts werden jedoch die Stimmen aus ländlichen Regionen – wo die Unabhängigkeitsgegner ihre Hochburg haben – stärker berücksichtigt als in den großen Städten, wo die prospanischen Parteien siegten. Daher stellen die Unabhängigkeitsbefürworter die Mehrheit der Abgeordneten im neuen katalanischen Parlament.

"Unsere Stimmen zählen drei- bis viermal weniger als die aus den ländlichen Provinzen Girona und Lleida", klagten die Initiatoren der Petition. Sie beanspruchen darum nun für sich "das Recht zu entscheiden, ob wir eine neue spanische Region bilden wollen, die uns von der separatistischen Bedrohung trennt".

Auch Politiker sind auf die Bewegung aufmerksam geworden. So twitterte Albert Rivera, der Chef der Ciudadanos-Partei: "Wenn die Nationalisten das nicht existierende Recht auf Teilung beanspruchen, dann kann es jeder tun. Aber ich bevorzuge die Einheit."

(kle)