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Katalonien "in nächsten Tagen unabhängig"

Der Präsident der katalanischen Regionalregierung Carles Puigdemont bestätigte, dass man bald die Unabhängigkeit ausrufen werde.

Heute Redaktion
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Zehntausende Menschen demonstrieren derzeit in Barcelona gegen die Regierung in Madrid.
Zehntausende Menschen demonstrieren derzeit in Barcelona gegen die Regierung in Madrid.
Bild: Reuters

Diese Aussage treibt den Konflikt zwischen Katalanen und der spanischen Zentralregierung in Madrid auf einen neuen Höhepunkt: "Wir werden innerhalb von 48 Stunden nachdem alle Stimmen offiziell ausgezählt worden sind die Unabhängigkeit ausrufen," erklärte Regionalpräsident Carles Puigdemont.

Dies werden "Ende dieser oder Anfang nächster Woche" passieren, sobald man "alle Stimmen aus dem Ausland" zu dem einseitig abgehaltenen Unabhängigkeitsreferendum ausgezählt habe – die Regierung in Madrid erkennt den Urnengang bekanntlich nicht an und nannte ihn "verfassungswidrig".

Zwar beteiligten sich nur rund 42 Prozent der 5,3 Millionen Wahlberechtigten, diese stimmten jedoch zu geschätzten 90 Prozent für die Unabhängigkeit. Laut Puigdemont wäre die Wahlbeteiligung höher gewesen, wenn die Polizei sich nicht eingemischt hätte.

Proteste, Streiks, Zusammenstöße

Denn die Regierung in Madrid hatte bereits im Vorfeld Polizeieinheiten entsandt, welche die Abstimmung verhindern sollten – etwa indem sie Wahllokale blockierten und Politiker festnahmen. Dies ist nur teilweise gelungen und es kam zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit Demonstranten. Die katalanische Polizei widersetzte sich zwar ihren Kollegen nicht, hielt sich aber im Hintergrund da viele ihrer Mitglieder selbst für die Unabhängigkeit sind.

Seit der Abstimmung am vergangenen Sonntag finden fast dauerhaft Kundgebungen und Proteste gegen die Zentralregierung statt, am Dienstag wurde in der Region gestreikt. Mittlerweile kommt es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Befürwortern der Unabhängigkeit und jenen, die bei Spanien bleiben wollen.

König Felipe mischte sich nun ebenfalls ein, nannte die Abstimmung "illegal" und warf den katalanischen Behörden "unverantwortliches Handeln" vor. Dabei dürfte das kompromislose Vorgehen der spanischen Polizei noch mehr Öl ins Feuer gegossen und die Sympathien für eine Unabhängigkeit sowohl unter Katalanen als auch im Ausland gestärkt haben.

Eskalation erwartet

Puigdemont erklärte zudem, er hätte auch nach der Abstimmung den Dialog mit der Regierung in Madrid gesucht: "Mein Anruf gestern, mit dem ich jemanden um Vermittlung bitten wollte, ist auf keine Erwiderung gestoßen. Überhaupt keine."

Falls Katalonien nun tatsächlich die Unabhängigkeit ausruft, wird die Lage wohl weiter eskalieren. Zu erwartende Reaktionen seitens Madrid wären eine Aberkennung (und Festnahme) der Regionalregierung, die Entsendung weiterer Polizei- und eventuell sogar Militäreinheiten.

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