Gesundheit

"Kaum zu schaffen" - Jetzt spricht eine Schülerin

Die 16-jährige Eva S. geht in eine Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht in Wien. Mit "Heute" plauderte sie über ihren Corona-Schul-Alltag.

Christine Kaltenecker
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Schule in der Pandemie ist alles andere als einfach. (Symbolfoto)
Schule in der Pandemie ist alles andere als einfach. (Symbolfoto)
istock/apa/picturedesk ("Heute"-Montage)

Eine Herausforderung für die Lehrer und auch ein harter Schul-Alltag für die Jugendlichen. Vor allem die Jugendlichen in den Oberstufen sind oft im Distance-Learning überfordert und der Lernstoff kaum bewältigbar. "Heute" sprach ganz offen mit der 16-jährigen Schülerin Eva S. (Name von der Redaktion geändert) aus einer Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht in Wien.

Um 05:30 Uhr beginnt der Tag für die 16-jährige Siebtklässlerin Eva S. Da sie in Niederösterreich wohnt, aber in Wien zur Schule geht dauert die Anfahrt mit Bus und Zug schon einmal etwas länger als bei den Klassenkameraden. Die Eltern sind beide berufstätig und müssen die kleine Schwester pünktlich zur Volkschule bringen. "Das hat mich eigentlich nie gestört", sagt Eva und zuckt die Schultern. Doch seit der Corona-Pandemie wird alles zum Kraftaufwand. "Ich habe im überfüllten Zug schon die Sorge mich anzustecken", so Eva.

12 Stunden Bildschirmzeit

Evas Klasse die eigentlich 26 Schüler zählt wurde in zwei Gruppen unterteilt. Gruppe A und Gruppe B. Im wöchentlichen Wechsel haben die Gruppen jeweils zwei Tage Präsenzunterricht, entweder Montag und Dienstag oder Mittwoch und Donnerstag. Freitag findet für alle Schüler im Distance-Learning statt, oder es werden die Schularbeiten geschrieben. "In meiner Schule konnte man sich jetzt nie einen 'Lenz' machen, aber seit Corona komme ich auf eine Bildschirmzeit von ungefähr 12 Stunden pro Tag", sagt sie und erzählt weiter: "Ich war nie eine überdurchschnittlich gute Schülerin, hatte eben meine sehr guten, guten und auch schlechten Fächer, aber seit dem Distance-Learning ist es kaum zu schaffen", so Eva.

Freitag ist besonders anstrengend

In der Schule angekommen, geht die erste Stunde des Präsenzunterrichts für den Corona-Test drauf. "Der Stoff wird dann meistens als Hausübung hinten drangehängt." Die Schularbeits-Freitage sind besonders anstrengend, erwähnt Eva. "Da muss ich noch früher aufstehen, um bereits eine halbe Stunde vor Schulbeginn da zu sein, um den Corona-Test zu machen und bin meistens nicht voll leistungsfähig für die zwei- oder dreistündigen Schularbeiten", erzählt die verzweifelte Schülerin. "Ich muss dann auch schnellstens in einem Zeitfenster von maximal einer Stunde wieder nachhause fahren, um am darauffolgenden Distance-Unterricht teilnehmen zu können".

Friss oder stirb

Am schlimmsten jedoch sind für Eva jene Fächer, in denen sie generell nicht zu den Klassenbesten gehörte. "Die Lehrer bemühen sich, aber vor allem die älteren Lehrer tun sich wirklich schwer mit dem Online-Unterricht. Wissen teilweise nicht, wie sie sich entstummen, oder wie sie mit uns kommunizieren sollen. Ich kann dem Unterricht oft gar nicht folgen, wenn über den Bildschirm eine Power-Point-Präsentation runtergerattert wird", so Eva. Sie bemängelt auch, dass die Gruppen unterschiedliche Wissensstände zu den jeweiligen Themen haben. Die Lehrer sollen überfordert sein und nicht mehr genau im Blick haben, mit welcher Gruppe was abgehandelt wurde und was nicht. "Schüler, die sich schwertun und vielleicht mehrmaligen Erklärungsbedarf haben, bleiben auf der Strecke", erzählt die 16-Jährige.

Referate über Telefon

"Ich musste mir zu Beginn einen neuen Bildschirm, eine Kamera und ein Mikrofon kaufen, weil in meiner Privatschule davon ausgegangen wurde, dass sowieso jeder das neueste MacBook zuhause rumstehen hat. Von der Schule wurde an niemanden Equipment ausgegeben", so Eva. "Gleich nach dem ersten Lockdown wurde auch von Seiten eines Lehrers zu mir gesagt, meine Eltern sollen sich doch eine schnellere Internetverbindung zulegen, weil er mich online nicht verstanden hat", ärgert sich Eva. Die Schülerin erzählte uns auch, dass sie trotz des Kontaktverbotes im Team mit anderen Schülern Referate gestalten musste - via Telefon oder Skype.

Maskenpause

Alle drei Stunden sollte es die "Maskenpause" geben. Einige Lehrer versuchen hier wirklich die Schüler nach draußen zu lassen, um die FFP2 Maske für ein paar Minuten vom Gesicht ziehen zu können, anderen ist es egal, wenn wie in Evas Fall, beim Gähnen durch Müdigkeit die Brille ständig beschlägt weil sie eine Pause braucht. Turnstunde ist ja ebenfalls noch nicht erlaubt, also geht man im Abstand spazieren.

Matura?

"Ich hätte ja nächstes Jahr Matura und kann nur hoffen, dass man das Virus bis dahin im Griff hat. Es wäre für mich das Schlimmste, nicht zu wissen wie und ob meine Matura stattfinden kann und ich leide ein bisschen mit der achten Klasse 2021 mit", sagt Eva und erwähnt noch abschließend: "Ich kann nur hoffen, dass sich Unternehmen nicht irritieren lassen und auch die sogenannte 'Corona'-Matura als vollwertig akzeptieren, denn eigentlich haben wir allesamt jetzt über ein Jahr viel selbstorganisierter Arbeiten müssen. Das muss doch was wert sein?"