Österreich

KAV-Direktor: "95.000 Euro wurden bezahlt"

Heute Redaktion
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Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger und KAV-Direktor Herwig Wetzlinger bei einem Rundgang durch das KH Nord.
Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger und KAV-Direktor Herwig Wetzlinger bei einem Rundgang durch das KH Nord.
Bild: Sabine Hertel

Großzügig: Der Krankenanstaltenverbund zahlte 95.000 Euro an "Bewusstseinsforscher" Christoph Fasching – für die "Immobilien-Optimierung" des KH Nord.

Unter keinem guten Stern steht das Großprojekt Krankenhaus Nord. Um die Energie zu verbessern, wurde vom Krankenanstaltenverbund (KAV) der "Bewusstseinsforscher" Christoph Fasching engagiert – für die "energetische Reinigung", wie die "Krone" berichtet. Der Esoteriker legte einen "Schutzring" um das KH Nord, so das Protokoll, das "Heute" vorliegt.

KAV-Direktor: "Hätte Auftrag nicht genehmigt"

Der KAV reagierte schnell, zog die Programmleiterin, die den Auftrag erteilt hat, am Donnerstag ab. Nun wird der Auftrag zur "energetischen Reinigung" von der Innenrevision überprüft.

"Heute" fragte bei KAV-Direktor Herwig Wetzlinger nach. "Der Auftrag wurde im November 2017 erteilt." Jetzt überprüfe die Disziplinarkommission und die Innenrevision. "Für mich stellt eine derartige Vorgehensweise einen erheblichen Vertrauensverlust dar, denn eine Zweckmäßigkeit solcher Aufträge ist für mich absolut nicht erkennbar", sagte der KAV-Direktor.

Klar ist: "95.000 Euro wurden bezahlt", so Wetzlinger. Nun sei es notwendig, dass eine "Überprüfung der Leistungsdokumentation" erfolgt. Man müsse nach dem "Eintreten des Erfolgs" fragen. Der KAV-Direktor gibt zu, dass eine solche "schwierig" sein könnte. Wetzlinger sagt auch: "Hätte man mir den Auftrag vorgelegt, hätte ich ihn nicht genehmigt" – weil für ihn "keine Zweckmäßigkeit erkennbar" sei. Dazu kam es allerdings nicht. Denn: Der Auftrag wurde als Direktvergabe vergeben. Das geht, weil er unter einem Wert von 100.000 Euro lag.

Die zuständige Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) forderte am Donnerstag: "Es ist selbstverständlich, dass man da Konsequenzen ziehen muss."

FPÖ: "Verhöhnung der Steuerzahler"

Für FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus ist klar: "Das ist nur die Spitze des Eisbergs beim rot-grünen KH-Nord-Skandal." Und: "Das ist eine Verhöhnung der Steuerzahler. Ich fordere politische Konsequenzen von SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger. Sie stiehlt sich aus der Verantwortung." Gudenus will bei einer Untersuchungskommission für "lückenlose Aufklärung" sorgen.

Opposition: "Esoterik" auf Steuerzahlerkosten

Auch ÖVP-Wien-Klubobmann Manfred Juraczka fordert: "Es ist zu prüfen, ob Esoterik auf Steuerzahlerkosten nicht im höchsten Maße strafrechtlich relevant ist." Neos-Gesundheitssprecher Stefan Gara ist verärgert: "Da bekommt ein Unternehmensberater per Direktvergabe 95.000 Euro für eine dreimonatige Tätigkeit, deren Sinn durchaus auch in Frage gestellt werden könnte. Die genauen Leistungen und Stundenaufzeichnungen lassen sich nicht nachvollziehen. Ab 100.000 Euro müssen Aufträge öffentlich ausgeschrieben werden – das ist sich ja noch gerade ausgegangen."

95.000 Euro für "Beseitigen negativer Einflüsse"

Auf "Heute"-Nachfrage wollte Bewusstseinsforscher Christoph Fasching keine konkrete Auskunft zu seiner Arbeit im KH Nord geben, nur soviel: Er wurde "als Unternehmensberater" engagiert, unterlieg daher der Verschwiegenheitspflicht.

In dem fünfseitigen "Protokoll zur Immobilien-Optimierung der Grundstücke und Gebäude des Krankenhaus Nord", das "Heute" vorliegt, ist davon die Rede, dass "wir die Grundlagen des Gebäudes und aller zum gesamten Areal des KH Nord gehörenden Grundstücke bestmöglich optimiert" haben. "Zahlreiche negative Einflüsse, die auf alle Menschen starken Einfluss haben, welche sich dort aktuell und in Zukunft aufhalten", seien "vollständig beseitigt." Die Voraussetzungen, "unter denen das Projekt hier gestartet wurde", seien "alles andere als optimal" gewesen.

In dem Protokoll wird ausgeführt, dass "auf dem Areal so unvorstellbar viele und teils entsetzliche Ereignisse gespeichert gewesen" seien, die "ein gutes Leben und Arbeiten unmöglich gemacht haben"  – darunter die "Geschehnisse des vergangenen Kriegs".

Ziel: "Energie", die "möglichst schnell gesund werden lässt"

Was der "Bewusstseinforscher" gemacht hat? "Neben dem Ziel des Erhalts von Gesundheit haben wir dafür gesorgt, dass kranke Menschen in eine Energie gestellt werden, die sie möglichst schnell wieder vollständig gesund werden lässt", heißt es im Protokoll. Im Gebäude gebe es eine "verankerte Quelle der Liebe", welche den "Verfall deutlich verlangsamt".

"Schutzring" um die Gebäude des KH Nord

Auch das, was der "Bewusstseinsforscher" erreicht hat, wird in dem Protokoll berichtet. Es sei ein "Schutzring um die Gebäude" gelegt worden, "der verhindert, dass negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen darin nehmen".