Österreich

"Sparprojekt" lässt die KAV-Kosten explodieren

Skurriles Ergebnis eines aktuellen Stadtrechungshofberichts: Der KAV wollte durch Berater Kosten einsparen – das Gegenteil passierte.

Heute Redaktion
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Wieder Aufregung um Missmanagement im Krankenanstaltenverbund: Beraterkosten für Einsparungsmaßnahmen überstiegen die Einsparungen (im Bild: Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger).
Wieder Aufregung um Missmanagement im Krankenanstaltenverbund: Beraterkosten für Einsparungsmaßnahmen überstiegen die Einsparungen (im Bild: Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger).
Bild: Sabine Hertel

Der Stadtrechnungshof übt in seinem aktuellen Bericht Kritik am Sachkostendämpfungsprojekt "SOUND". Ziel des Projekts war es, 11,6 Millionen Euro auszugeben – und dadurch 150 Millionen Euro einzusparen. Was auf den ersten Blick nach einer guten Investition aussieht, entpuppte sich als Verlustgeschäft.

Geprüft wurden drei Teilprojekte, die Umsetzung des Projekts sollte über die Dauer von fünf Jahren durchgeführt werden.

Kosten für Berater explodierten

Ergebnis der Prüfung: Zwar konnte bei den Sachkosten eine Dämpfungseffekt beobachtet werden. Dafür explodierten die Kosten woanders: Die Ausgaben für die Beratungsleistungen erreichten den nahezu zweieinhalbfachen Wert der Auftragssumme – und lagen letztendlich bei 29,5 Millionen Euro (statt der geplanten 11,6 Millionen Euro).

Anhand der Rechnung des Stadtrechnungshofs wurden in den Jahren 2014 bis 2016 29 Millionen Euro vom KAV eingespart.

Berater empfahlen weniger Beratungsleistungen

Interessantes Detail am Rande: Bei der Prüfung des Stadtrechnungshofs wurde auch klar, "dass das Beratungsunternehmen im Krankenanstaltenverbund

ein Einsparungspotenzial bei Beratungsleistungen in der Höhe von 3,85 Mio. EUR erkannte". Soll heißen: Die Berater selbst empfahlen dem KAV, die Beratungsleistungen zu reduzieren.

Der Stadtrechungshof empfiehlt dem KAV, bei der Abwicklung von Projekten "standardisierte Prozesse zur Kostenkontrolle" zu verwenden. Der KAV will die Empfehlung in künftigen Projekten umsetzen.

Scharfe Kritik der Opposition: 29 Mio. eingespart, 30 Mio. in Berater investiert

"Die Kosten-Nutzen-Relation dieses Sachkostendämpfungsprojekts ist katastrophal: Letztendlich betrugen die Beraterkosten fast 30 Mio. Euro, während sich die Einsparungen auf lediglich 29 Mio. Euro belaufen. Es ist unfassbar, wie unprofessionell hier mit hohen externen Beraterkosten umgegangen wurde. Gleichzeitig ist es ein Paradebeispiel für das extreme Missmanagement, das im KAV vorherrscht", erklärt NEOS Wien Klubchefin Beate Meinl-Reisinger.

ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch kritisiert "weitere sinnlose Geldvernichtung": "Das Milliardengrab Krankenhaus Nord hat das zig-fache Scheitern des KAV in die große Öffentlichkeit gebracht. Aber der KAV ist für zahlreiche weitere Millionen-Euro-Skandale verantwortlich."

"Damit die vorliegende Kostenexplosion aber überhaupt erst zustande kommen konnte, müssen wohl mehrere Ebenen versagt haben", so FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp. Und: "Der KAV hat die Beratungsfirma weiter werken lassen, ohne deren Leistung in irgendeiner Weise zu überprüfen." Der KAV habe zugesehen, wie Kosten explodieren - ohne in irgendeiner Weise gegenzusteuern", so Nepp.

(gem)