Wien

KAV wird zum Wiener Gesundheitsverbund

Die Stadt reformiert ihren Gesundheitsbereich. Neben der Umgestaltung des Krankenanstaltenverbunds in eine Anstalt öffentlichen Rechts, werden auch Klinik und Pflege zusammengelegt. Eine Namensänderung soll für mehr Orientierung sorgen. 

Louis Kraft
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Im Frühjahr 2019 stellte die Stadt ihre Pläne für die Reform des Wiener Krankenanstaltenverbundes vor, "Heute" hat berichtet. Neben der Änderung der Rechtsform auf eine Anstalt öffentlichen Rechts und eine neue innere Struktur, erhält der KAV auch einen neuen Namen. Unter dem Dach "Wiener Gesundheitsverbund" werden nun die bisher getrennten Bereiche Klinik und Pflege zusammengefasst. Heute wurde die Namensänderung samt passendem Design durch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Vertretern des nunmehrigen Gesundheitsverbundes präsentiert.

"Die Wiener Gesundheitseinrichtungen haben in diesem Jahr gezeigt, was sie können. Aber sie sind nicht nur während der Corona Krise ein verlässlicher Partner. In einer Millionen Stadt wie Wien gibt es in Sachen Gesundheit rund um die Uhr schwierige Situationen zu meistern. Diese Leistungen sind nur dank der 30.000 engagierten MitarbeiterInnen im Wiener Gesundheitsverbund möglich und weil wir unser Gesundheitssystem stetig weiterentwickeln und reformieren. Die Umbenennung ist ein sichtbares Zeichen dafür“, so Hacker.

Neue Namen zur besseren Orientierung

Alle Spitäler und Pflegewohnhäuser des Wiener Gesundheitsverbunds sind künftig nach ihrer Lage im Bezirk oder Grätzel benannt. Dadurch sollen die Wiener sofort wissen, wo die jeweilige Einrichtung liegt. "Wir möchten, dass die Wienerinnen und Wiener leichter zu uns finden. Bisher hatten viele unserer Spitäler lange, historisch gewachsene und teils schwer verständliche Namen. Bitten Sie einmal einen Taxifahrer, Sie ins Sozialmedizinische Zentrum Süd - Kaiser-Franz-Josef-Spital mit Gottfried von Preyer'schem Kinderspital zu bringen, und dann versuchen sie es noch einmal mit Klinik Favoriten. Sie sehen, die neuen Namen sind kürzer und leicht zu verstehen. Zudem weiß man sofort, in welchen Bezirk es geht", erklärt die Kommunikationsverantwortliche des Wiener Gesundheitsverbundes Nina Brenner-Küng.

Dennoch sei es kein leichter Schritt, sich von den alten Namen zu trennen. "Wir verbinden natürlich lieb gewonnene Erinnerungen mit ihnen. Es wird auch sicherlich eine Weile dauern, bis sich die neuen Namen durchsetzen. Aber ich bin davon überzeugt, dass es uns gemeinsam mit den Wienerinnen und Wienern gelingen wird", so Brenner-Küng.

Ausschilderung erfolgt nun Schritt für Schritt

Bis alle Kliniken und Pflegeeinrichtungen ihre neuen Namen auch an der Tür stehen haben, wird es aber noch dauern. Die Stadt will dazu ohnehin geplante Renovierungen abwarten, statt jetzt zu montieren und dann wieder abmontieren zu müssen. Und so könnte es bis 2026 dauern, bis das neue Design in allen Bereichen des Gesundheitsverbundes zu sehen. "Wir versuchen, möglichst ressourcenschonend vorzugehen und Bekleidung und Drucksorten erst im Rahmen von Ersatzbeschaffungen oder Nachbestellungen zu erneuern. Bei der Bekleidung für unser Gesundheitspersonal sowie Patientinnen und Patienten hilft ein elektronisches Erfassungssystem, das den Lebenszyklus der Kleidungsstücke registriert und diese am Ende ihres Zyklus aussortiert. Erst bei der Bestellung des Ersatzstückes wird auf den neuen Namen umgestellt", erklärt der Stellvertreter der Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes Direktor Herwig Wetzlinger den Prozess.

Mitarbeiter und Patienten entschieden bei neuem Design mit

Bei der Entwicklung des neuen Corporate Designs, das sich eng an dem Design der Stadt Wien orientiert, war die Einbindung der MitarbeiterInnen und PatientInnen ein wesentlicher Aspekt. "Die Auswahl des neuen Symbols, einer vom Wiener Wappen abgeleiteten Schleife, erfolgte gemeinsam mit über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Auswahl der Farbwelt erfolgte nach den Wünschen und Vorstellungen unserer Patientinnen und Patienten“, erklärt Brenner-Küng. "Wir haben mit rd. 140 Personen während ihres Aufenthalts im Krankenhaus gesprochen und ihnen die Entwürfe gezeigt. Dabei gab es einen klaren Favoriten: die Farbwert mit Grün, Petrol und Weiß".

Reform verzögert sich

Auf die Umsetzung der anderen geplanten Elemente der Reform – die Umwandldung zur Anstalt Öffentlichen Rechts mit einhergehender Finanzhoheit, sowie die Einführung einer neuen Führungsstruktur mit Aufsichtsrat und Geschäftsführung – verzögert sich hingegen weiter. Ursprünglich war diese für Anfang 2020 geplant, die Coronakrise verschob den Plan noch weiter nach hinten. Wann die Reform, auch angesichts der bevorstehenden Wahl im Herbst, im Wiener Parlament beschlossen wird, ist fraglich. Heuer gilt eher als unwahrscheinlich. 

Opposition sieht Etikettenschwindel

Kritik an der Umbenennung des KAV üben ÖVP, FPÖ und Neos. "Die heute von Stadtrat Hacker präsentierte Umbenennung des Wiener Krankenanstaltenverbundes sowie der KAV-Spitäler kann nicht über die alten Probleme im Wiener Gesundheitswesen hinwegtäuschen. Einfach nur das Türschild zu wechseln, ändert rein gar nichts an den strukturellen Problemen, sondern ist lediglich die Fortführung der Schmähpolitik", erklärt etwa der nicht-amtsführende Stadtrat der ÖVP Wien Markus Wölbitsch.

Die Wiener Neos sehen eine falsche Prioritätensetzung. Es sei vollkommen absurd, in der jetzigen Phase einen großen Taferlwechsel an den KAV-Spitälern in den Mittelpunkt zu rücken. Vielmehr sollten Gesundheitsstadtrat Hacker und Bürgermeister Ludwig Antworten im Bereich des Personals geben: "Die Pflegerinnen und Pfleger warten sehnlichst darauf, dass sie endlich die Optiermöglichkeit für das neue Gehaltsschema erhalten – also gleichen Lohn für gleiche Leistung", so der pinke Gesundheitssprecher Stefan Gara. 

Der freiheitliche Gesundheitssprecher Wolfgang Seidl spricht von einem "reinen Etikettenschwindel". Als „reinen Etikettenschwindel“ bezeichnet der Gesundheitssprecher der Wiener FPÖ, LAbg. Wolfgang Seidl. "Mit Gesundheit hat dieses Zentrum der geballten Inkompetenz leider schon lange wenig zu tun. Einer ruinierten Marke einfach einen neuen Namen zu geben, wird auch niemanden mehr täuschen", erinnert Seidl an die Ereignisse rund ums Krankenhaus Nord. 

Der Wiener Gesundheitsverbund ist Österreichs größter Gesundheitsdienstleister und das Rückgrat des Wiener Gesundheitswesens. In seinen acht Kliniken und neun Pflegewohnhäusern (davon acht in Wien und das Therapiezentrum Ybbs in Niederösterreich) arbeiten rund 30.000 Mitarbeiter an der medizinischen und pflegerischen Versorgung der Wiener Bevölkerung. Das Unternehmen ist der wichtigste Ausbildner Wiens im medizinischen und pflegerischen Bereich. In den Kliniken und Pflegeeinrichtungen des Wiener Gesundheitsverbundes werden Kranke und Pflegebedürftige unabhängig von ihrem sozialen Status, ihrer Herkunft oder ihrem Einkommen versorgt. Der Anspruch setzt auf Spitzenmedizin nach internationalen Standards und Pflegekonzepte am aktuellen Stand der Wissenschaft.